Das Thema mit den Grenzen

Vor nicht allzu langer Zeit wurde ich auf meiner Facebookseite massiv angegriffen, weil ich kühn behauptet habe: „Hunde brauchen Grenzen.“
Zu dieser Aussage stehe ich nach wie vor.

Hunde brauchen Grenzen. Sie leben mit uns in der zivilisierten Welt und wir tragen Verantwortung dafür, dass sie sich in dieser bewegen, ohne sich selbst oder anderen zu schaden.

Aber was sind Grenzen?
Es gibt Menschen, die bei dem Wort „Grenzen“ Alarmsirenen schrillen hören, weil vor ihrem geistigen Auge ein Film abläuft zum Einsatz aversiver Erziehungsmittel, wie körperliche Misshandlung, einem permanenten Einsatz von Wurfdiscs, oder gar Teletakts.

Darum soll es hier primär nicht gehen.
Eine Grenze setze ich bereits dann, wenn ich meinen Hund an der Straße per Leine, Körperaktion oder ähnlichem stoppe, damit er sich nicht gefährdet.

Eine Grenze ist es auch, wenn ich ihm nicht erlaube, Essen von meinem Teller zu klauen, und ihn auf den Boden setze, weil er sich am Tisch hochstellen möchte.
Auch setze ich eine Grenze, wenn ich meinem Schäferhund nicht erlaube, ein vierjähriges Kind anzuspringen, indem ich ihn abdrängle, oder ein scharfes „Nein“ ausspreche.

Grenzen sind vielfältig – und haben unterschiedliche Reichweite und Auswirkungen.

Warum tun sich einige Menschen so schwer mit dem Thema?
Es ist heutzutage angesagt (und übrigens viel einfacher), nett mit unseren Hunden umzugehen. Je mehr wir Hunde als Sozialpartner betrachten (übrigens dieses mit gutem Recht!), umso mehr scheint auch die antiautoritäre Erziehung Einzug zu halten in die Lebenswelt unserer Hunde.

Wer schimpft – oder gar straft (ich rede hier z.B. über ein lautes „Nein“, oder darüber einen Hund körperlich zu blockieren, oder mal über eine Leine, die aus lauter Verzweiflung dem wegsausenden Hund hinterher fliegt), der gilt heutzutage schnell als Tierquäler. Und außerdem als Choleriker, weil er sich selbst nicht unter Kontrolle hat.

Auch ich finde es viel angenehmer, nett zu meinen Hunden zu sein und alles möglichst stressfrei zu regeln. Ich mag es auch nicht besonders, sie einschränken zu müssen, weil auch ich selbst nicht gern eingeschränkt werde von außen.

Warum dann nicht der antiautoritäre Weg?
Nun, wie gesagt, zum einen brauchen Hunde, wie erwähnt, Grenzen, damit sie nicht sich selbst oder andere gefährden, sei es, aus Versehen (siehe das Beispiel mit dem anspringenden Hund, der dabei ein Kind zu Boden reißt), oder, weil sie sich für Dinge verantwortlich fühlen, die nicht ihre Aufgabe sind. Damit meine ich z.B. einen vermeintlichen „Eindringling“ (den Postboten) oder einen anderen Hund fernzuhalten – wenn nötig, mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen.

Nun gibt es Vertreter der Ansicht, einem Hund müsse man keine Grenzen setzen, sondern nur bestätigen, wenn er richtiges Verhalten zeigt. An sich ein sehr netter Gedanke, der bestimmt in vielen Punkten seine Berechtigung hat. Aber woran scheitert dieser?

Spätestens an dem Punkt, an dem der Hund abwägt, was ihm wichtiger ist. Nehme ich den Keks, und halte ich mich zurück? Oder nehme ich erst den Keks und gehe im letzten Moment doch noch dem vorbeilaufenden Hasen nach und laufe dabei über eine Straße? Oder kümmere mich doch um das „Problem“ Postbote?

Selbst, wenn hauptsächlich über positive Verstärkung gearbeitet wird, so kommt man zumeist nicht darum herum, ein Abbruchsignal zu etablieren. Selbst, wenn auf das Signal „Nein“ ein Keks folgt, brauchte es zuvor eine Grenze, um das Abbruchsignal einzuführen. Sei es, dass ich mich körpersprachlich eindrehe, ich den Hund an der Leine zurückhalte o.ä.

Rollenklarheit
Darüber hinaus sagt das Bestätigen richtigen Verhaltens noch nichts über Rollenverteilung und Verantwortungen aus. Es gibt dem Hund eine Orientierung, was er richtig macht (z.B. Bei mir zu bleiben, wenn er einen Artgenossen sieht), erklärt aber damit nicht, dass er nicht dafür verantwortlich ist, den anderen Hund „abzuchecken“ oder gar „fernzuhalten“.

Sprich: Ausschließlich positive Bestätigung gibt dem Hund nicht unbedingt Sicherheit.

Spätestens dann tritt ein Problem auf, wenn der Hund beim Anblick eines Artgenossen/anderen „Feindbildes“ so viel Stress hat, dass er über Futter oder nette Worte nicht mehr ansprechbar ist.
Wie kann ich ihm dann den Stress nehmen? Nun – z.B., indem ich ihm körpersprachlich zeige, dass er nicht verantwortlich ist – und ich in diesen Situationen vorgehe, um ihm Verantwortung abzunehmen. Das beinhaltet eine körpersprachliche Grenze – ich vorne, Du hinten – gewaltfrei, aber dennoch – begrenzend.
In dieser Grenze findet ein Hund Orientierung und kann Verantwortung abgeben – er erhält Rollenklarheit und kann entspannen, weil ich mich kümmere. Dieses führt wiederum zur Entspannung alles Beteiligten.

Artgerecht?
Schauen wir uns an, wie Hunde miteinander umgehen, finden sich selten Anblicke, wie ein Hund dem anderen einen Keks zuwirft, weil sich dieser angemessen verhält.

Ja – das Argument hat seine Berechtigung, dass mein Hund sehr gut weiß, dass ich ein Mensch bin und kein anderer Hund. Die Arbeit mit positiver Verstärkung (also dem Bestätigen des richtigen Verhaltens) hat absolut seine Berechtigung und fließt auch in meine Arbeit ein.
Und dennoch: Hunde untereinander zögern nicht, gegenseitig Verhalten abzubrechen, durch ein kurzes Knurren, ein Fixieren, Lefzen hochziehen oder einem kurzen Abschnappen. Bricht davon der gemaßregelte Hund zusammen? Nein. Warum sollte er es dann von mir nicht aushalten können?

Fazit
Wichtig ist, dass man bei jedem Hund die richtige Dosis findet, wie Grenzen gesetzt werden.

Starkzwangmethoden, körperliche „Züchtigung“, Stromreizgeräte usw. stehen völlig außer Diskussion. Sie verstoßen gegen das Tierschutzgesetz und verspotten den Sozialpartner Hund.
Grenzen sind individuell – für einige Hunde reicht ein „Nein“, andere schaut man kurz strafend an, andere werden situativ körperlich kurz blockiert – und andere Hunde verpacken es gut, wenn mal eine Leine hinter ihnen herfliegt. Nicht als generelles Erziehungsmittel, sondern situativ, weil ich den Hund gerade nicht anders erreiche. Wieder andere kann man durch das Leben „keksen“, wenn es zu Hund und Halter passt.

Bei allem bleibt: Grenzen sind nicht nur beengend – ganz im Gegenteil erlauben sie innerhalb dieser Freiräume.
Hunde kennen Abbruchsignale anderer Hunde und können sie einordnen, solange sie fair, situativ und dem Hund gegenüber angemessen sind.

Ein Hund, der von seinem Halter faire und klare Grenzen vermittelt bekommt, kann sich darauf verlassen, dass er an anderer Stelle frei ist. Er wird vor allem frei dadurch, dass er nicht glaubt, Verantwortung übernehmen zu müssen, die er nicht tragen kann, weil er mit der Situation überfordert ist – und so in Problemverhalten verfällt.

Ich würde mir vor allem wünschen, dass das Wort „Grenze“ kein rotes Tuch mehr ist. Denn auch, ich behaupte: gerade, wenn man Grenzen aufzeigt, kann man sich als verantwortungsbewusster Hundehalter zeigen, der acht gibt – auf seinen Hund, aber auch auf seine Umwelt.

Vor allem aber gilt: Menschen unterschiedlicher Einstellung sollten miteinander in ein ernsthaftes  Gespräch kommen, statt pauschal Vertreter anderer Gesinnung zu verurteilen.

Erst nachfragen – dann urteilen!

(c) Johanna Pelz, www.miteinanderlernen.de  (Bitte nur teilen – nicht klauen! Smilie: ;) )

 

Kategorie(n): Allgemein, Führung, Training

Was bedeutet „Führung“?

Einen Hund zu führen oder anzuführen, hat leider dank einiger bekannter Hundetrainer in den Medien eine negative Konnotation bekommen.
Ich verstehe darunter nicht, einen Hund „beherrschen“ oder gar (*grusel*) „dominieren“ zu wollen.
Vielmehr geht es darum, ihm, besonders in brenzligen Situationen, mit denen er allein überfordert ist, Sicherheit und Orientierung zu geben.
Dazu darf natürlich gehören, ihm Grenzen zu zeigen, im Sinne von: „Dafür bin ICH verantwortlich, nicht Du.“, aber auf eine faire Art und Weise, die für den Hund nachvollziehbar ist und ihn sowie sein Vertrauen in mich nicht schädigt.
Es ist keine Philosophie, um einen Hund kleinzuhalten oder gar ewig den „Chef“ raushängen zu lassen, sondern Verantwortung für meinen Hund zu übernehmen, um ihn sicher durch das Leben zu führen.
Zu dieser Verantwortung gehört ebenso, meinen Hund mit seinen Bedürfnissen wahrzunehmen und ihm an anderer Stelle Freiräume zu gewähren, mit ihm zu spielen und mich auch mal für ihn zum „Deppen“ zu machen. Das führt nicht dazu, dass mein Hund mich deswegen weniger respektiert – ganz im Gegenteil – so verlässt dass er sich in schwierigen Momenten vertrauensvoll auf mich, weil er weiß, dass er alles von mir bekommt: Sicherheit, Orientierung – sowie Spaß, Zuspruch und immer wieder die „Leichtigkeit des Seins“.

(c) Johanna Pelz, www.miteinanderlernen.de

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Nähe und Distanz – außen und innen!

Heute habe ich meine Schäferhündin beim Spaziergang betrachtet, wie sie neben mir herlief, mich aufmerksam anschaute und dabei gedacht: „Toll, wie nah sie bei mir ist.“ Dann dachte ich: „Aber ICH bin ihr auch nah.“
So dachte ich über Nähe und Distanz nah – und wie sehr sich unsere innere Haltung dahin gehend auf unsere Hunde überträgt.
Wie weit entfernt sich Euer Hund von Euch? Oder: Was für einen Radius hält er ein?
Wie nah seid Ihr Eurem Hund, wenn Ihr spazieren geht?

Damit meine ich nicht, wie sehr Ihr ihm folgt. Oder ihm vielleicht wütend hinterherrennt, weil er jagen geht. Vielmehr meine ich folgendes: Wo sind Eure Gedanken, wenn Ihr raus geht? Bei Eurem Vierbeiner?
Oder hängen sie noch bei der Arbeit?
Telefoniert Ihr vielleicht beim Spaziergang?
Unterhaltet Ihr Euch mit einem Freund?

Spaziergänge sollten für unsere Hunde Qualitätszeit sein. Meistens verbringt unser Vierbeiner nur einen geringen Anteil des Tages draußen beim Spaziergang mit uns.
Unsere Hunde haben es verdient, dass wir ihnen genau diese Zeit aufmerksam widmen. Telefonieren können wir später, zu Hause, während unsere Hunde auf der Couch schlafen. Uns über unsere Mitmenschen ärgern auch. Oder über den Chef.

Wenn wir unseren Vierbeinern gegenüber nicht aufmerksam sind – warum sollten wir erwarten, dass sie es uns gegenüber sind?
Wenn Dein Hund sich demnächst weit von Dir entfernt (nicht nur für einen kleinen Ausflug, sondern während eines Großteils des Spaziergangs), überlege: Wie nah bist Du ihm wirklich, in Gedanken und mit Deinem Herzen?

(c) Johanna Pelz, www.miteinanderlernen.de

Kategorie(n): Allgemein

Komm her oder ich keks Dich!

Über den Einsatz von Leckerchen auf dem Spaziergang

Leckerchen

„Ich nehme auf Spaziergängen grundsätzlich keine Leckerchen mit. Mein Hund soll auch ohne Leckerchen auf mich hören.“
Diesen Satz höre ich oft. Auf der anderen Seite sehe ich auch das: Hundehalter, die ihrem Hund für alles einen Keks geben – selbst, wenn er fünfmal ein Kommando ignoriert hat.

Aber was ist denn nun richtig? Macht es Sinn, generell kein Futter mitzunehmen , um sicher zu gehen, dass mein Hund tatsächlich nur auf mich „hört“ (Ich setze es in Anführungsstriche, weil ich schwerpunktmäßig sprachfrei, d.h. ohne Kommandos arbeite) und nicht nur wegen des Leckerchens reagiert? Oder ist es legitim, meinem Vierbeiner ständig einen Keks in die Schnüss zu schieben, weil wir Menschen ja, wie es mal so schön hieß, auch nicht „ohne Geld arbeiten gehen“?

Ich halte weder das Eine, noch das Andere für richtig.
Ich persönlich mag es nicht, das Gefühl zu haben, der Gehorsam meines Hundes sei erkauft – eine gute Beziehung lässt sich nun einmal nicht herbei füttern. 

Andersherum finde ich, man beschneidet sich einiger Möglichkeiten, wenn man generell keine Leckerchen auf Spaziergänge mitnimmt. 
Damit meine ich nicht, dass ich Sorge habe, dass meine Hunde ohne Futter nicht auf mich „hören“. Ich beraube meine Hunde und mich selbst um viele Spielmöglichkeiten, die einen Spaziergang spannend gestalten.

Spielmöglichkeiten? Genau!
Futter kann man nicht nur als Belohnung geben, wenn der Hund ein Kommando befolgt hat. Es kann als Motivator, als eine Brücke zwischen Mensch und Hund, genutzt werden, um miteinander zu spielen oder gemeinsame Teamarbeit zu erledigen.

Die Varianten sind vielfältig und bunt: Angefangen von kleinen Fährten, die Mensch auslegt, bis zu futtermotivierten Spielereien rund um den menschlichen Körper. Der Hund kann zum Beispiel das Leckerchen durch die Beine verfolgen, dabei nur einmal durchlaufen oder eine Acht vollführen etc. (Anregungen dazu gibt es in Videos auf meiner Seite.)
Dabei geht es nicht primär darum, einen toll aussehenden Trick zu erlernen – das ist nur ein netter Nebeneffekt. Vielmehr geht es darum, die Erwartungshaltung des Hundes dahingehend zu verändern: “Bei meinem Menschen ist es spannend! Warum also in die Ferne schweifen, wo das Schöne doch so nah ist?“

Für mich gehört der Einsatz von Futter gedanklich in den Bereich des Spiels. Ich trenne die Bereiche Führung und Spiel. 

 

Im Bereich der Führung fordere ich Dinge ein, ohne dass ich dem Hund in dem Moment konkret etwas dafür gebe. Ich tue es, weil ich mir selbst das Recht dazu gebe, es einzufordern. Warum? Weil ich meinem Hund dafür im Gegenzug alles gebe, was er braucht: Ein Zuhause, Orientierung, Geborgenheit und die Sicherheit, dass ich mich um brenzlige Situationen kümmere.
Weil ich weiß, dass ich all das für meinen Hund aufbringe – und weil mein Hund dieses auch weiß – muss ich ihm nicht für jedes Mal, wenn er sich an mir orientiert oder auf mich „hört“ ein Leckerchen geben.

Überspitzt ausgedrückt bedeutet die Gabe von Futter, dass ich den Hund überrede: „Komm, tu es bitte, dann bekommst Du auch einen Keks.“
Das hat zum einen den großen Nachteil, dass der Hund eventuell entscheidet: „Nee, sorry, Frauchen. Ich bretzel jetzt doch lieber über die Straße zum anderen Hund – danach kriege ich eh noch ein Leckerchen, kenne ich doch!“
D.h., dem Hund wird die Wahl gelassen, abzuwägen: Was ist mir gerade wichtiger: Der ablenkende Reiz oder das Futter?
Nicht auszudenken, was passiert, wenn die Leckerchen aufgefressen sind oder mal vergessen wurden… muss Hund dann gar nicht mehr folgen?
Und selbst wenn der Hund sich für das Leckerchen entscheidet – wie oft habe ich Hunde gesehen, die sich schnell das Futter abholen – nur um dann fix dorthin zu laufen, von wo der Halter sie gerade abgehalten bzw. -gerufen hat…

Zum anderen gefällt mir persönlich der Ansatz auch nicht, jegliches Folgen zu erkaufen. Wie oben bereits erwähnt: Ich biete meinem Hund alles, was er braucht. Ich finde, das ist jede Menge – braucht es da wirklich immer einen Keks?

Betrachten wir einmal soziale Beziehungen von Hunden untereinander. Dort gibt es, stark vereinfacht ausgedrückt, solche, die anführen und solche, die folgen. Die, die folgen, tun es nicht, weil sie mit Futter „bestochen“ werden – sondern weil sie wissen, dass sie den führenden Hunden vertrauen und sich ihnen anvertrauen können. So sollte es im Idealfall auch in der Mensch-Hund-Beziehung sein.

In den Augen eines Hundes wird man nicht souveräner und vertrauenswürdiger je mehr Futter man verteilt. Ganz im Gegenteil: Was soll ein Hund von einem „Leittier“ halten, das er mehrmals ignorieren darf – nur um dann beim Zurückkommen nach etlichem Rufen trotzdem ein Leckerchen zu bekommen? Vor allem lernt er: Es ist nicht schlimm, meinen Menschen zu ignorieren; ich komme doch noch zu meinem Keks.

Aber, kommen wir zum Anfang zurück: Was bedeutet das nun? Kein Futter auf Spaziergängen? Oder doch?
Generell lässt es sich auf diese kurze Formel zurückführen: Im Bereich der Führung verteile ich kein Futter. Im Bereich des Spiels setze ich gern Futter ein.

Vor allem aber gilt wie bei allem: Dogmatismus ist fehl am Platz! 
Lehne ich den Einsatz von Futter per se ab, beraube ich mich, wie erläutert, vieler Spielmöglichkeiten. Futter ist, insbesondere bei Tierschutzhunden, oft die einzige Möglichkeit, (zumindest anfangs) in ein gemeinsames Spiel zu starten. Spiele ich mit dem Hund auf Spaziergängen, beschäftige ich ihn in meiner Nähe – so verringert sich automatisch sein Radius. Er muss nicht in die Ferne schweifen, um sich dort interessante Beschäftigungsmöglichkeiten zu suchen, sondern findet attraktive Angebote bei mir. Warum sollte ich es mir erschweren, und einen Spaziergang nur über „Führung“ (lautsprachliche Kommandos oder körpersprachliches Begrenzen von Raum) gestalten? Das finde ich zum Einen für mich selbst anstrengend; zum Anderen ist es aber auch für meinen Hund anstrengend und wenig spaßig. Und letztendlich besteht doch eine gute Beziehung aus beidem: Ernst UND Spaß!

Was sich die meisten wünschen, ist, dass ihr Hund sich in einem überschaubare Radius zu ihnen aufhält. Aber was soll er dort tun? Es bedarf schon ein wenig Aufmerksamkeit des Menschen, ihm dort Angebote zu machen, so dass die Radius-Einschränkung nicht nur über Führung passiert, sondern der Hund sich freiwillig und gern nahe beim Menschen aufhält, weil es dort spannend ist.

Orientiert sich Ihr Hund an Ihnen, schaut er sie an, gehen Sie auf das Gesprächsangebot ein: Gehen Sie zum Beispiel in die Hocke und „rufen“ so Ihren Hund körpersprachlich heran. Wenn er bei Ihnen ist, dann geben Sie ihm nicht direkt ein Leckerchen nur für sein Herankommen, sondern bieten ihm ein kleines futtermotiviertes Spielchen nah bei Ihnen an. So steht das Spiel im Vordergrund, nicht nur der Keks; zumal das Spiel Ihren Hund länger bei Ihnen hält – und weitaus attraktiver ist als „nur“ ein Leckerchen.

ABER: Bei all dem Prinzip „In der Führung gibt es kein Futter“ gilt für mich: Wenn Sie sehen, dass es Ihrem Hund besonders schwer gefallen ist, sich von einem Reiz (zum Beispiel einem Hasen, einer attraktiven Hündin) zu lösen, und er sich stattdessen trotzdem zu Ihnen gewandt hat: Lassen Sie mal Fünfe gerade sein und vergessen Sie mal das Prinzip. Ihr Hund hat gerade eine schwere Leistung vollbracht – belohnen Sie ihn dafür. Das muss nicht zwangsläufig mit einem Keks passieren – aber es darf auch mal!

Und ansonsten: Lassen Sie Ihrer Kreativität in punkto Futterbeschäftigung freien Lauf! Wenn ihre Beziehung im Bereich der Führung generell stimmig ist, verschenken Sie sich keinerlei Autorität, wenn Sie Futter auf einem Spaziergang immer wieder spielerisch einsetzen, um Ihren Hund in Ihrer Nähe zu beschäftigen.

Wenn Sie wissen, dass Ihr Hund auch ohne Futter auf Sie „hört“ – und er es auch weiß – dann brauchen Sie nicht auf Futter zu verzichten. Berauben Sie sich nicht der Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten, die der Einsatz von Leckerchen bietet.

Alles, was Ihr Hund aus Freude tut, müssen Sie nicht über Führung einfordern!

In diesem Sinne: Sehen Sie einen Spaziergang als Qualitätszeit für Sie UND Ihren Hund! Lassen Sie es sich gut gehen und haben Sie Spaß!

 

Kategorie(n): Allgemein

Tierschutzhunde – eine kritische Auseinandersetzung.

Immer mehr Menschen nehmen einen Hund aus dem Tierschutz bei sich auf. Das ist generell eine sehr positive Entwicklung, wo es so viele Hunde ohne Zuhause gibt.

Aber einen Tierschutzhund aufzunehmen ist auch immer ein Wagnis.

Häufig ist die Vorgeschichte unbekannt. Ebenso die Rassen, die in einem Mix vereint sind. Aufgrund der Vorgeschichte bringen diese Second-Hand-Hunde häufig „Macken“ mit.
Ist es deswegen falsch, einen Tierschutzhund bei sich aufzunehmen? Definitiv nein. Aber es gibt ein paar Dinge zu beachten und abzuwägen.

Die Aufnahme eines Tierschutzhundes sollte wohl überlegt sein. Genau dieses Ziel verfolge ich mit diesem Artikel. Ich möchte die Vor- und Nachteile eines Tierschutzhundes diskutieren und Sie somit stärken, eine für Sie passende und auf Dauer glücklich machende Entscheidung zu treffen.
Bei meinen Ausführungen beziehe ich mich vor allem, wenn nicht explizit anders erwähnt, auf Hunde aus dem Auslandstierschutz.

Vergangenheit
Wie erwähnt, ist die Vergangenheit einer Fellnase aus dem Tierschutz häufig unbekannt. Nehmen Sie einen Welpen bei sich auf, ist dieser noch weitaus formbarer als ein erwachsener Hund.

Lebensbedingungen von Hunden, die aus dem Ausland stammen, unterscheiden sich häufig gravierend von denen hier in Deutschland. Die Vierbeiner, die im Tierheim landen, sind solche, die ausgesetzt wurden und oftmals eine zeitlang auf der Straße gelebt haben. Menschen haben sich ihrer entledigt, weil sie „anstrengend“ wurden – oder sie ein anderes Accessoire gefunden haben, das ihnen besser gefällt. Das klingt hart, ist aber in einigen Ländern Realität. Hunde sind ein dekoratives Anhängsel, das bei Bedarf ausgetauscht wird – gegen einen jüngeren Hund oder gegen einen einer anderen Rasse.

Andere Hunde sind vielleicht schon in einer Auffangstation geboren und kennen das Leben außerhalb der Gitterstäbe gar nicht. Wiederum andere dienten als Wachhunde und haben nur einen Radius von ein paar Metern kennengelernt, gerade so viele, wie die Kette, an der sie gehalten wurden, lang war.

Viele kennen das Leben im Haus überhaupt nicht.

Das Leben im Haus
Was passiert nun mit einem solchen Hund aus dem Auslandstierschutz, wenn er nach Deutschland kommt, in ein Zuhause, in dem sich die neuen Besitzer erwartungsvoll auf ihn freuen?
Erst einmal erlebt er einen großen Kulturschock.

Hatte er vorher kaum Bewegungsradius, ermöglichen ihm die neuen Halter ein Maximum an Freiheit. Häufig so viel, das der Vierbeiner damit überhaupt nicht umgehen kann, überfordert ist mit dem Bewegungsraum, den er hat. Wie soll er sich orientieren, ohne, dass er automatisch begrenzt wird durch eine Kette, eine Mauer, Zwingerstäbe?
Es bedarf einiger Arbeit des Menschen, dem Hund neue Orientierung zu geben – fernab von räumlichen Begrenzungen, über klar definierte Regeln und Freiräume.

Viele Hunde sind noch nicht stubenrein, wenn sie in ihr neues Zuhause kommen. Einem jüngeren Hund Stubenreinheit näherzubringen, geht natürlich weitaus schneller, als bei einem alten Hund – wobei es, wie bei allem, natürlich Ausnahmen gibt.

Aber das Leben im Haus, sofern sie es noch nicht kennen, bietet zahlreiche andere neue Herausforderungen: ein Dach über dem Kopf, geschlossene Räume, Türen; all das sind neue Eindrücke, die ein Vierbeiner verarbeiten muss und dazu führen können, dass er sich nicht freudig in sein neues Leben stürzt, sondern erst einmal verschüchtert sein kann, seine Geschäfte noch im Haus erledigt – und in geschlossenen Räumen keine Ruhe finden kann.
Und wenn dann noch der Staubsauger gezückt wird, oder die Waschmaschine läuft – das kann wahrlich für große Verwirrung sorgen!

Sozialisation
Tierschutzhunde sind natürlich für unsere Bedürfnisse häufig nicht „optimal“ sozialisiert, nicht nur, was das Leben im Haus betrifft.

Manchmal haben sie schlechte Erfahrungen mit bestimmten Menschen gemacht (z.B. Männern), manchmal haben sie gar keine Erfahrungen mit bestimmten Menschen gemacht (z.B. mit Kindern). Unsicherheit bzw. Furcht können von beidem herrühren. Diese Erfahrungen können zum Teil nachgeholt werden. Es braucht aber (insbesondere bei einem älteren Hund) eine längere Zeit als bei einem jungen Welpen, der in den zentralen Sozialisationsphasen mit den genannte Reizen von Anfang an positive Erfahrungen gemacht hat.
So lange der Hund in unsicheren Momenten mit Rückzug reagiert, ist dieses für viele Halter noch gut händelbar – aber es gibt auch solche Vierbeiner, die die „Flucht nach vorn“ zu wählen. Damit umzugehen, kostet Nerven und braucht darüber hinaus manchmal die Unterstützung eines Hundetrainers.

Auch das Leben in Städten kann eine Herausforderung sein für einen Hund, der vorher vor allem das Landleben oder aber nur seinen Zwinger kennengelernt hat. Geräusche von vorbeifahrenden Autos, LKW, Einkaufspassagen mit vielen Menschen…eine Menge Eindrücke prasseln auf den Vierbeiner ein. Auch das Landleben kann für einen „Stadthund“ aufregend sein – z.B. mit diesen großen Geschöpfen, die nur entfernt Ähnlichkeit mit einem Hund haben und die neue Fellnase mit einem lauten „Muh“ begrüßen. Smilie: ;)

Ein Hund, der Menschen nicht als ernstzunehmenden Sozialpartner kennengelernt haben, schlimmstenfalls von Menschen misshandelt wurde, oder Zweibeiner nur als Futterspender erlebt haben, wird nicht automatisch eng mit Ihnen sein, weil Sie ihm ein Zuhause bieten. Wenn er gar gelernt hat, sich auf den Straßen über einen längeren Zeitraum selbst „durchzuschlagen“ und sich sein Futter zu besorgen, hat er autark gelebt. Er wird dieses, je nach Charakter, nicht automatisch aufgeben, weil Sie ihn nun versorgen.  Er wird Sie nicht zwangsläufig „anhimmeln“, weil Sie ihn gerettet haben. (Die Hunde gibt es natürlich auch! Es ist aber keine Selbstverständlichkeit.)

Der reinrassige Senfhund
Viele Tierschutzhunde sind, wie ausgeführt,  meist wahre Überraschungspakete, auch im Hinblick darauf, welche Rassen in dem Vierbeiner vereint sind. Häufig lässt sich nicht sagen, welche Rassen bei der Entstehung mitgespielt haben – es sind meist auch nicht nur zwei oder drei; wir haben es oft eher mit „Senfhunden“ zu tun – solche zu denen „jeder mal seinen Senf dazu gegeben hat“. Smilie: ;)

Das bedeutet, dass natürlich auch nicht vorhersehbar ist, was für Eigenschaften, Bedürfnisse usw. sie mitbringen. Ein Herdenschutz-Mix ist nicht unbedingt die ideale Wahl für eine Familie, die Ersthundebesitzer sind. Ein Podenco-Mix (wenn dieser auch meist gut äußerlich zu erkennen ist) ist kein Hund, der einfach so „mitläuft“, ohne, dass man sich mit ihm beschäftigt und ihn entsprechend seiner Bedürfnisse auslastet.

„Ich habe mich in das Bild verliebt“
Auch unter Menschen gibt es die „Liebe auf den ersten Blick“. So kann es uns auch mit einer Fellnase ergehen. Aber behalten Sie im Hinterkopf, dass das Foto Ihnen nichts bis wenig über den Charakter eines Hundes sagt.
Im Idealfall haben Sie Aussagen der Tierschutzorganisation über das Verhalten des Hundes. Je nach Seriösität der Organisation sind diese mehr oder weniger wahrheitsgetreu.
Aber selbst, wenn sie das momentane Verhalten des Hundes beschreiben: In Auffangstationen und Tierheimen präsentieren sich Hunde, insbesondere in großer Gruppenhaltung, häufig anders als in einem Privathaushalt.

Ein Bild sagt Ihnen nichts darüber, wie gut dieser Hund tatsächlich zu Ihnen passt. Daher ist es von großem Vorteil, wenn sich die Fellnase bereits in einer Pflegefamilie oder einem deutschen Tierheim befindet und Sie sich einen persönlichen Eindruck verschaffen können.

Ganz dringend rate ich von einer „Fern-Adoption“ ab, wenn Sie bereits einen oder mehrere Hunde besitzen. Nur ein persönliches Treffen kann hier zeigen, ob und wie gut die Harmonie stimmt.

Krankheiten
Besonders bei Hunden aus dem Mittelmeerraum besteht die Gefahr, dass sie ernstzunehmende und unheilbare Krankheiten (beispielsweise Leishmaniose) mitbringen.
Ein Test auf Mittelmeerkrankheiten kann zuverlässig erst ab einem bestimmten Alter durchgeführt werden. Nur er aber kann verhüten, dass Sie sich einen schwer kranken Hund ins Haus holen, der möglicherweise nur eine verkürzte Lebenserwartung hat und eventuell hohe Tierarztkosten mit sich bringt.
Ohne Test besteht, je nachdem, woher ihr Hund stammt und welche Krankheiten dort vorkommen, das Risiko einer unerkannten Infektion.

Was will uns die Autorin damit sagen…?
Nach meinen Ausführungen könnte man davon ausgehen, ich sei eine Kritikerin davon, einen Tierschutzhund aufzunehmen.

Genau das Gegenteil ist der Fall!

Ich bin eine Verfechterin davon, Hunden aus dem Tierschutz ein Zuhause zu bieten.

Ich meine nur, dass es wohl überlegt sein sollte, einen Tierschutzhund aufzunehmen.
Es gibt nichts Schlimmeres, als unüberlegt aus Mitleid ein „Notfellchen“ bei sich aufzunehmen, überfordert zu sein – und es dann wieder abgeben zu müssen. Diese Erfahrung möchte ich Mensch und Hund möglichst ersparen.

Überlegen Sie daher genau, was für Wünsche Sie an das gemeinsame Leben mit einem Hund haben. Möchten Sie eine bestimmte Beschäftigung mit dem Hund ausüben? Oder sind Sie flexibel genug, sich an die Bedürfnisse Ihres Hundes anzupassen? Könnten Sie damit leben, dass Sie sich Ihren Hund als potentiellen Therapiehund erträumt haben – aber er nicht die entsprechenden Veranlagungen mitbringt? Wären Sie stattdessen z.B. bereit, mit ihm Fährtenarbeit zu machen?

Reflektieren Sie kritisch, ob Sie genug Zeit, Geduld und Geld haben, mit Ihrem Hund nicht nur einen Gruppenkurs bei einer Hundeschule zu besuchen, sondern gegebenenfalls auch Einzelstunden bei einem kompetenten Trainer zu nehmen, um gezielt mögliche Probleme anzugehen.

Bitte sehen Sie meine Ausführungen als das, was passieren kann. Nicht zwangsläufig muss. Ich finde es nur fairer, das „Worst Case Szenario“ zu beschreiben, als Ihnen aufzutischen, wie völlig risikolos es ist, einen Tierschutzhund aufzunehmen. Denn das ist es nicht.

Aaaaaaaaaber….

Chancen
Zunächst einmal gilt es, festzuhalten, dass auch jeder Hund vom Züchter eine problematische Entwicklung nehmen kann. Der Vorteil ist, dass Sie früher darauf Einfluss nehmen und entscheidende Sozialisationsphasen effektiver nutzen können. Dennoch schützt das natürlich nicht davor, dass es auch mit einem Züchterhund Probleme geben kann.

Auch ist nicht in allem, was „Züchter“ heißt, auch automatisch ein seriöser Züchter „drin“: Durch die Übernahme eines Hundes aus dem Tierschutz unterstützen Sie so genannte „Vermehrer“ nicht, die günstig Hunde abgeben, aber häufig nicht auf den gesundheitlichen Zustand sowie Charakterfestigkeit der Elterntiere Wert legen – oder gar in Vermehrungsanlagen Hunde unter grausamsten Bedingungen halten und verpaaren.

Der gesundheitliche Allgemeinzustand von Tierschutzhunden ist oft gut, wenn erst einmal Parasitenprophylaxe bzw. -bekämpfung und Impfungen (zumindest die Grundimmunisierung) stattgefunden haben. Mixe sind häufig nicht so anfällig für Krankheiten wie überzüchtete Rassehunde.
Viele Mittelmeerkrankheiten sind bei frühzeitiger Diagnose meist heilbar. Selbst wenn Ihr Hund Leishmaniose haben sollte, so gibt es Medikamente, die die Krankheit weitestgehend in „Schacht halten“ und so ein lebensverlängernd wirken.

Wie gesagt: Bei allem bisher Beschriebenen handelt es sich um das, was passieren kann. Genauso ist es möglich, dass Sie eine Fellnase aus dem Tierschutz aufnehmen und keinerlei ernstzunehmende Probleme haben.

Wenn Ihr Hund „Baustellen“ mitbringt, so kann man vieles mit Geduld und Beratung durch einen kompetenten Trainer wieder in den Griff bekommen. Das, was Ihr Hund vor allem braucht, um seinen Kulturschock zu überwinden, ist Orientierung an Ihnen. Wenn Sie wissen, wohin Ihr gemeinsamer Weg führen soll und ihm dieses auf eine für ihn verständliche Weise vermitteln, dann werden Sie in der Lage sein, ihn sicher zu führen.

Ich glaube aber, der entscheidende Punkt, der für die Aufnahme eines Tierschutzhundes spricht, ist: Sie tun etwas Gutes! Sie können einer armen Seele, die woanders keine Chance hätte, ein gutes Zuhause bieten!

Jeder Hund kann sich entwickeln und lernen. Und was glauben Sie, was für ein tolles Gefühl es ist, wenn man Zeit und Mühe in eine Fellnase gesteckt hat und es sich auszahlt, weil sie zu einem besonders innigen Team werden!

Wie sagt man so schön: Man kann nichts in Hunde hinein prügeln, aber vieles wieder heraus streicheln. Wenn Sie die Zeit und Geduld aufbringen können, dieses zu tun; bereit sind, Arbeit zu investieren und an Macken nicht zu verzweifeln, sondern sie anzugehen; keine festgefahrenen Vorstellungen haben, sondern Mut, sich einem Überraschungspakt anzunehmen: Dann trauen Sie sich!

Sie haben natürlich etwas zu verlieren, aber noch mehr zu gewinnen. Irgendwo wartet eine Fellnase sehnsüchtig auf ein neues Zuhause – und wenn diese einzieht, dann gewinnen Sie vielleicht einen neuen besten Freund. Smilie: :)

Tierschutz in Deutschland
Sie können einige Risikofaktoren (z.B. unbekannte Vergangenheit) minimieren, wenn Sie einen Hund aus einem deutschen Tierheim aufnehmen, bei dem die Vorgeschichte bekannt ist. Nicht jeder Hund im Tierheim kommt aufgrund von Verhaltensproblemen dort hin. Immer wieder werden Fellnasen abgegeben, bei deren Haltern sich die familiären oder beruflichen Umstände geändert haben und die deswegen ihren Hund abgeben müssen. Mit der Aufnahme eines solchen Hundes sind Sie auf der „sichereren“ Seite – und tun trotzdem ein sehr gutes Werk!

Ein letztes Wort
Jedem Menschen, der einen Hund bei sich aufnehmen will, sollte das Recht zugesprochen werden, keinen Hund aus dem Tierschutz zu nehmen, weil er sich nach reiflicher Überlegung (noch) nicht zutraut. Ich finde es weitaus fairer und reflektierter, einen Hund vom Züchter zu nehmen, als eine Tierschutz-Fellnase unüberlegt „einfliegen“ zu lassen, um sie nach einer kurzen Phase der Überforderung wieder abzugeben. 

Ich selbst habe übrigens zwei von meinen drei Hunden aus dem Tierschutz – eine Schäferhündin aus einem deutschen Tierheim und einen spanischen Senfhund. 

Ich bin glücklich und würde jederzeit eine Not-Fellnase wieder bei mir aufnehmen. Meinen Ersthund habe ich aber vor Jahren noch bei einem Züchter gekauft – damals traute ich mir die Übernahme eines TS-Hundes noch nicht zu.
Wenn also jetzt die Zeit für Sie noch nicht reif ist – vielleicht ja irgendwann in der Zukunft. Smilie: :)

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Der Balljunkie: Spielt er noch – oder süchtelt er schon?

Monster_mit_Ball

Schaut man durch die Regale in Zoogeschäften, kann man sich sicher sein, ein Hunde-Spielzeug in jedem zu finden: Den Ball. Es gibt ihn in jeglichen Formen und Farben. Für diejenigen unter uns (so wie mich), die bereits in der Schule beim Sportfest den Ball zwar hoch, aber nur drei Meter weit geworfen haben, gibt es Abhilfe in Form einer Wurfkelle – denn der Ball soll ja schön weit fliegen.

Das Ballspiel wird von vielen Menschen nach wie vor als die Beschäftigung für den Hund gesehen. Sie scheint ja auch eine sinnvolle Auslastungsmöglichkeit zu sein: Der Hund kann sich ausdauernd mit dem Apportieren des Balls beschäftigen, er scheint danach glücklich, zufrieden und müde – und wir selbst müssen uns, nach einem langen Arbeitstag, nicht mehr so viel bewegen. Also alles wunderbar – oder?

Leider kann man diese Frage nicht ohne weiteres bejahen. Unkontrolliertes Ballspiel birgt diverse Gefahren, die, abhängig von Hunderasse und –typ nicht unerheblich sind.
Im Folgenden möchte ich auf die problematischen Aspekte eingehen, und anschließend Erkennungsmerkmale sowie Wege aus der Sucht benennen.

Jagdverhalten
Sehr häufig ist das Ballspiel so aufgebaut, dass der Hund, sobald der Ball fliegt, diesen hetzen darf. Was der Vierbeiner dabei vor allem lernt, ist, sich bewegenden Reizen sofort zu folgen. Damit werden beim Hund Elemente des Jagdverhaltens, nämlich der Hetztrieb, gefördert und gefestigt. Dieses ist natürlich insbesondere bei jagdlich ambitionierten Hunden kritisch.
Je ausdauernder ein Hund das Bällchen hetzen darf, desto weniger kann er unterscheiden, wann es sich bei dem Reiz tatsächlich um ein Bällchen handelt, das gehetzt werden darf – und wann es sich z.B. um ein Kaninchen handelt, dessen Hetzen (meistens Smilie: ;) ) unerwünscht ist.
Natürlich kann ein Hund generell einen Ball von einem Kaninchen unterscheiden. In der Sekunde aber, wenn etwas abrupt startet und sich vom Hund mit einer schnellen Dynamik wegbewegt, überlegt er nicht mehr: „Was ist das eigentlich? Darf ich dem nachlaufen oder nicht?“, sondern instinktives Jagdverhalten wird aktiviert, das dann häufig nicht mehr zu stoppen ist – bis das Kaninchen in seinem Bau verschwindet oder der Hund sich erfolgreich sein Abendessen selbst erlegt hat.

Die Rolle des Menschen
Einem Hund, der auf ein Objekt in krankhafter Weise fixiert ist, wird sein Sozialpartner Mensch vollkommen unwichtig. Es geht ihm nicht mehr darum, wer den Ball wirft, sondern nur um die Tatsache, dass der Ball fliegt.
Bei schweren Fällen von Sucht lässt ein Hund seinen Besitzer sogar, wenn dieser (scheinbar) in Ohnmacht fällt, liegen und geht mit dem nächstbesten Menschen mit, der einen Ball dabei hat. (Dieses ist kein übertriebenes Beispiel, sondern das Ergebnis eines Tests, dem ich selbst im Rahmen eines Seminars beigewohnt habe.)
Wie unwichtig der Mensch beim „Spiel“ für einen Balljunkie ist, lässt sich daran erkennen, dass der Hund währenddessen ausschließlich das Objekt in der Hand des Menschen fixiert. Es findet keine soziale Kommunikation mehr statt; der Hund nimmt so z. B. keinen Blickkontakt auf, höchstens kurz, und wendet seine Aufmerksamkeit sofort wieder seinem „Stoff“ zu.
Auch auf alternative Formen des Spiels lässt sich dieser Hund nicht mehr ein. Rein körperbetontes Spiel ohne Hilfsmittel ist nicht mehr möglich. Auf futtermotiviertes Spiel lässt sich der Vierbeiner möglicherweise noch kurzzeitig ein, jedoch ist seine Aufmerksamkeitsspanne gering, weil er sich von der Idee, der Besitzer könnte gleich einen Ball aus der Tasche ziehen, nicht lösen kann.

Ein Balljunkie wird sich vielleicht auf ein Spiel mit anderen Objekten einlassen, aber nur in einer Form, bei der diese geworfen werden und er sie – wie einen Ball – apportieren kann. Zerrspiele haben für einen süchtigen Hund zu viel Sozialbezug und befriedigen nicht die Sucht; daher wird er auf diese kaum bis gar nicht einsteigen.

Beißunfälle
Ein süchtiger Hund ist besessen davon, den Ball zu haben. Aus dieser Besessenheit heraus wird der Vierbeiner alles tun, um an den Ball zu kommen. Gefährlich wird es, wenn z.B. ein Kind mit einem Ball spielt und somit aus Sicht des Hundes zu einem „Konkurrenten“ wird.
Selbst wenn der Vierbeiner das Kind gar nicht verletzen will, sondern einfach unkontrolliert nach dem Ball schnappt, kann es aufgrund der Größen- und Kräfteunterschiede schnell zu einem Beißunfall kommen.
Auch hier ist der Halter machtlos: Der Mensch kann einen süchtigen Hund in dieser Situation nicht mehr abrufen; ebenso wenig, um ein Beispiel aus der menschlichen Welt zu bringen, wie eine Mutter ihren heroinsüchtigen Sohn daran hindern kann, zu stehlen, um an Geld für seine Droge zu kommen.

Was macht die Sucht mit dem Hund?
Der Hund selbst befindet sich im Dauer-Stress. Hat er den Ball, empfindet er (positiven) Stress. Hat er den Ball nicht, empfindet er negativen Stress. Von seiner Persönlichkeit bleibt nicht mehr viel übrig. Mit einem Tunnelblick, an dessen Ende nur der Ball zu sehen ist, bewegt er sich durch die Welt, unfähig, Dinge wahrzunehmen, die sich links und rechts befinden. Der Hund ist vollkommen auf seine Sucht reduziert und unfähig, sich mit seiner Umwelt, seien es Artgenossen, Menschen, Gerüche usw. auseinanderzusetzen.

Wie entsteht die Sucht?
Besonders leicht erregbare Hunderassen, wie z.B. einige Hütehundrassen und Terrier, haben ein erhöhtes Risiko, abhängig von Objekten zu werden. Aber auch Hunde anderer Rassen, sowie Mischlinge, können zu Balljunkies werden, wenn sie generell leicht erregbar bzw. nervös sind.
Durch den stereotypen Ablauf Hetzen-Fangen-Apportieren wird das körpereigene Belohnungssystem des Hundes aktiviert, d.h. verschiedene „glücklich machende“ Substanzen (z.B. Dopamin, Adrenalin) werden ausgeschüttet .
Spielt der Hund häufig und ausdauernd mit dem Bällchen, gewöhnt sich der Körper an die Ausschüttung der genannten Substanzen. Fällt das Ballspiel weg, erreicht das Hormonsystem des Körpers nicht mehr das gewohnte Level – so entstehen Entzugserscheinungen, die der Hund in anderer Form zu kompensieren versucht.

Auch Hunde, die in einem reizarmen Umfeld aufgewachsen sind und so unter einem generellen Dopaminmangel und weniger ausgeprägten Dopaminrezeptoren leiden, sind potentielle Opfer der Sucht. Der Körper versucht den Dopaminmangel auszugleichen – was durch das Ballspiel mit entsprechender Hormonausschüttung möglich wird.

Die wenigsten Halter erziehen ihren Hund bewusst zum Balljunkie. Meist steckt dahinter die gut gemeinte Absicht, einen Hund, der scheinbar voller Tatendrang ist, besonders gut auszulasten. Irgendwann entsteht ein Kreislauf. Je mehr Aktivität der Hund durch das Ballspiel bekommt, desto mehr gewöhnt sich der Körper an diese – und umso mehr verlangt er danach. Es scheint also so, als könnte der Hund einfach nicht genug bekommen. Statt ihn wieder zur Ruhe zu trainieren, erhält er so immer mehr Angebote, durch die er immer unruhiger und nervöser wird – und eine Verschlimmerung der Sucht eintritt.

Erkennungsmerkmale
Nicht jeder Hund, der gern mit einem Ball spielt, ist ein Junkie!
Ein abhängiger Hund wirkt wie „getrieben“. Er kann nicht zur Ruhe kommen, springt z.B. am Halter hoch, um in den Taschen zu „checken“, ob sich dort vielleicht ein Ball befindet. Alternativ „scannt“ er vielleicht die Wiese, in der Hoffnung, dass dort noch Bälle liegen oder sucht sich alternative Objekte, die auch nur annähernd Ähnlichkeit mit dem Ball haben (Tannenzapfen, Steine).

Er ist nicht mehr zur Impulskontrolle in der Lage, d.h. er kann beim Anblick eines Balls keine Ruhe mehr halten, springt den Menschen entweder an, oder drückt seine Unruhe durch Winseln oder Bellen aus. Ebenso wenig kann ein süchtiger Vierbeiner liegen bleiben oder abgerufen werden, wenn ein Objekt geworfen wird.
Ohne Ball ist dieser Hund verloren. Er wirkt unsicher, unruhig, fängt an zu fiepsen. Er ist nicht mehr in der Lage, sich draußen irgendwo abzulegen und Ruhe zu halten.
Wird dem Balljunkie der Ball vorenthalten und findet er keinen Ersatz, zeigen sich neben der Unruhe auch andere Stresssymptome (Speicheln) und er versucht, alternative Abbaumöglichkeiten zu finden (z.B. Grasfressen, Trinken, stereotype Bewegungen wie Rennen).

Wege aus der Sucht
Es gibt nur einen Weg, der langfristig erfolgreich ist: Kalter Entzug. Dem Hund alternative Objekte anzubieten, die geworfen werden und gehetzt werden können, führt nur zu einer Verlagerung, nicht zu einer Gesundung.
Dem Hund sollten alternative Beschäftigungsmöglichkeiten angeboten werden, die vor allem eins gemeinsam haben: RUHE! Geeignet sind z.B. ruhige, futtermotivierte Spiele (durch die Beine laufen, Futter suchen lassen usw.). Actiongeladene Spiele, die weiter das Stresssystem des Hundes „anfeuern“ sollten für’s Erste tabu sein.
Es gilt, dem Hund zu zeigen, dass es in der Umwelt noch andere Dinge außer den Ball gibt. Auslastung kann zudem in Form von einfacher Leckerchensuche auf der Wiese bis zu komplexerer Fährtensuche gehen. Nasenarbeit kann ebenfalls in Form von Dummysuche erfolgen.
Aber auch eine neue Auseinandersetzung mit dem Menschen als Sozialpartner, nicht nur als Ballwurfmaschine, sollte, sozusagen als „Beziehungsreform“, passieren. Eine Möglichkeit dazu ist, wie gesagt, das futtermotivierte Spiel nah beim Menschen, bei dem der Hund Futterstückchen in der Hand des Menschen folgt, durch dessen Beine, bei kleineren Hunde über oder unter die Beine des Menschen. Auch sollten immer wieder Angebote zum körperbetonten Spiel ohne Hilfsmittel gemacht werden. Bei ruhiger Gerätearbeit können Hund und Mensch als Team neu zusammenfinden.
Ergänzend sollte der Hund zu ausreichenden Ruhezeiten angehalten werden, damit das Stresssystem wieder „runterfahren“ kann. Diese liegen bei einem Hund durchschnittlich bei 18-20 (!) Stunden am Tag.

Zusammenfassung
Wie erwähnt ist nicht jeder Hund, der gern mit seinem Ball spielt, ein Balljunkie. Es gibt Hunde, die prädestinierter als andere dafür sind, zu einem solchen zu werden. Anhand der beschriebenen Merkmale werden Sie für sich entscheiden können, ob Ihr Hund noch gesundes Spielverhalten mit dem Ball zeigt oder nicht.

Ballspiel ist auch nicht generell zu verteufeln. Es gibt sinnvolle Arten, den Ball einzusetzen. Sei es, ihn als Objekt zum Suchen zu verwenden oder zum Üben der Impulskontrolle bei jagdlich ambitionierten Hunden (Ball rollt, Hund bleibt sitzen und darf erst bei Einhalten von Ruhe den Ball holen). Auch Spiele mit dem Menschen, bei dem beide um den Ball zergeln und der Hund den Ball nah beim Körper des Menschen erhält, (also ohne, dass er ihn über eine weite Distanz hetzen kann) machen Spaß und sind sinnvoll.

Gefährlich wird es, wenn mit einem generell leicht erregbaren Hund ausdauernd und regelmäßig Ball gespielt wird, mit dem weiter oben ausgeführten stereotypen Ablauf.
Ist der Hund erst einmal süchtig, ist diese Sucht nicht mehr umkehrbar. Ähnlich wie bei einem trockenen Alkoholiker hilft nur noch absoluter Ballentzug. Aber das sollten Sie nicht bedauerlich finden! Es gibt so viele Möglichkeiten, gemeinsam Spaß zu haben!

Spielen Sie also mit Ihrem Hund, was das Zeug hält – nur nicht unbedingt ausschließlich mit dem Ball. Wenn Sie ihn einsetzen, achten Sie bewusst darauf, wie – und wie Ihr Hund auf ihn reagiert. Haben Sie das Gefühl, der Spaziergang ist für Ihren Hund nur noch ein halber Spaß ohne den Ball, seien Sie auf der Hut. Geben Sie seinem Drängen nicht nach, weil Sie glauben, Sie täten ihm etwas Gutes. Gehen Sie stattdessen lieber auf „Nummer sicher“, entdecken alternative Beschäftigungsmöglichkeiten und lassen Sie den Ball lieber für einige Zeit zu Hause. Im Zweifelsfall ist es besser, den Ball etwas weniger einzusetzen als sich einen Junkie heranzuziehen, dessen einzige Heilung kompletter Ballverzicht ist.

Aber nun sorgen Sie sich nicht, spielen Sie! Vielleicht heute mal ohne Ball. Smilie: ;) 

Kategorie(n): Allgemein, Gesundheit, Spiel, Training

Wie finde ich den passenden Hundetrainer? – Ein Leitfaden

Hundetrainer schießen wie Pilze (ich möchte nicht sagen: Unkraut Smilie: ;) ) aus dem Boden. Aber Hundetrainer ist nicht gleich Hundetrainer. Deswegen möchte ich Ihnen einen kleinen Leitfaden mit ein paar wichtigen Kriterien an die Hand geben, wie Sie den für sich und Ihren Hund richtigen Trainer finden.

Der Begriff „Hundetrainer“
Die Bezeichnung „Hundetrainer“ ist nicht geschützt. Jeder, der glaubt, er hätte genug Kompetenzen, kann sich die Berufsbezeichnung selbst geben. Somit versammeln sich unter dem Namen allerlei Menschen mit verschiedenen Denkweisen, Trainingsansätzen, Schwerpunkten und Kompetenzen.

Neben der Bezeichnung „Hundetrainer“ finden sich auch Bezeichnungen wie „Hundepsychologe“, „Hunde-Coach“, „Coach für Mensch/Hund-Teams“ und zahlreiche mehr. Anhand der Bezeichnung lässt sich manchmal schon ableiten, worauf der Fokus eines Trainers liegt.

Gute Hundepsychologen z.B. werden Ihnen sagen, warum Ihr Hund ein bestimmtes Verhalten zeigt, also nicht nur am Symptom arbeiten, sondern auf die Ursache schauen. Ein Coach für Mensch/Hund-Teams wird nicht nur den Hund trainieren, sondern immer auch den dazugehörigen Menschen im Blick haben.
Aber Bezeichnungen sind blumig und sagen allein nicht genug aus. Ein Blick auf die Homepage eines Trainers sagt Ihnen oft mehr.

Die Homepage
Eine Homepage kann bereits einiges über die Philosophie eines Hundetrainers sagen.
Nicht jeder Trainer ist selbst Gestaltungs-Fachmann oder hat einen solchen beauftragt, seine Seite zu machen. Dennoch sollte die Gestaltung der Homepage Sie ansprechen.

Wichtiger als das Layout ist jedoch, dass die Website Informationen bietet, zum Beispiel zur Arbeitsweise eines Trainers.
Achten Sie darauf, was für ein Ansatz hinter der Arbeit steckt und ob dieser zu Ihnen und Ihrem Hund passt. Einige Trainer arbeiten schwerpunktmäßig über positive Verstärkung in Form von Futter. Andere glauben, ein Hund müsse vor allem „parieren“ und funktionieren (Was eine Andeutung sein könnte, dass diese Trainer auch bereit sind, Strafen (in Form vom Einsatz von Hilfsmitteln) einzusetzen. Wieder andere (wie auch ich) arbeiten körpersprachlich.
Die Liste ist endlos – oft werden auch verschiedene Trainingsansätze kombiniert.

Im Idealfall finden Sie mehrere Artikel zur Arbeits- bzw. Denkweise eines Trainers. Wenn Sie diese lesen und sich und Ihren Hund in ihnen wiederfinden, ist das ein gutes Kriterium, dass dieser Trainer zu Ihnen passen könnte.

Kosten
Die Bandbreite der Stundensätze, die Trainer nehmen, ist groß. Aber Vorsicht: Wie bei allem gilt: Billig ist nicht unbedingt gut. Ein guter Trainer bildet sich regelmäßig fort; er hat Werbekosten, zahlt Steuern usw. Die Kosten muss er natürlich durch seine Arbeit wieder einholen. Wenn Sie für ein Einzeltraining also nur 20 Euro pro Stunde bezahlen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Sie auch nur etwas bekommen, das 20 Euro wert ist.
Sehr günstige Preise können auch darauf hindeuten, dass Sie viele Stunden benötigen, um ein Problem in den Griff zu bekommen. Es kann sinnvoll sein, einen etwas teureren Hundetrainer auszusuchen, um so nicht nur einen kompetenten Menschen an seiner Seite zu haben, sondern auch, weil das Training im Idealfall darauf ausgerichtet ist, schnelle Hilfe zu bieten.

Andersherum: Nur, weil jemand einen horrend hohen Stundenlohn nimmt, ist er nicht automatisch besonders kompetent. Achten Sie deswegen noch einmal besonders auf die Qualifikationen, die ein Trainer mitbringt.

 Angebote
Was für eine Angebotspalette bietet der Trainer an? Passt sie zu Ihnen?
Lesen Sie aus den Informationen auf der Website heraus, dass ein Trainer sich auf den Bereich Spiel oder Beschäftigung spezialisiert hat, wird er z.B. nicht unbedingt der richtige Ansprechpartner sein, wenn Ihr Hund eine Artgenossenaggression mitbringt.

Bietet ein Trainer nur Gruppenstunden an oder auch Einzeltrainings?
Gruppenstunden können, wenn sie gut strukturiert und durchgeführt werden, sinnvoll sein, um ein bestimmtes Grundwissen zu vermitteln. Bringt Ihr Hund allerdings ein ernstzunehmendes Verhaltensproblem mit, wird es nötig sein, dieses in einem Einzeltraining zu bearbeiten. Somit haben Sie wenig davon, wenn ein Trainer nur Gruppenkurse anbietet.

Gerade für ein Einzeltraining sollte der Trainer bereit sein, einen Termin auch außerhalb seines Platzes durchzuführen. Probleme des Hundes, die sich im Alltag zeigen, sollten in realitätsnahen Situationen trainiert werden. Reine Arbeit auf einem Platz führt schnell zum so genannten „Trainingsplatz-Phänomen“: Auf dem Platz funktioniert alles wunderbar, aber sobald Mensch und Hund wieder in den Alltag übergehen, tritt das alte Problem wieder auf. (Dieses liegt daran, dass der Hund das Training mit dem Platz verknüpft – und Abläufe dort konditioniert werden. Da diese Konditionierung ortsgebunden ist, lässt sie sich nicht in den Alltag integrieren.)

Nach Sichtung der Homepage
Sie haben die Homepage studiert und sind vom ersten Eindruck angetan. Also nehmen Sie das Telefon zur Hand und rufen den Trainer an. Vielleicht möchten Sie direkt einen Termin vereinbaren, oder Sie haben noch offene Fragen. Ein guter Trainer sollte ein kostenloses Vorgespräch per Telefon anbieten, in dem er bereit ist, Fragen zu seiner Arbeit zu beantworten, sowie über den Ist-Zustand bei einem Problem und über mögliche Trainingsansätze zu sprechen. Wenn Sie merken, dass ein Trainer dazu nicht bereit ist, oder gar etwas dafür berechnet, lassen Sie die Finger davon! Natürlich wird kein Trainer Ihnen kostenlos eine Lösung präsentieren. (Von irgend etwas müssen wir ja auch leben Smilie: ;) ) Aber zumindest sollte er Ihnen schildern, wie ein erstes Training aussehen könnte. Vor allem sollte er sich Zeit für Sie, Ihre Sorgen und Fragen nehmen.

Das Training
Es lässt sich schwer skizzieren, wie ein Training zum ersten Mal ablaufen sollte, damit es erfolgreich ist. Im Idealfall sehen Sie natürlich Fortschritte (sofern Ihr Hund ein Problem mitgebracht hat). Andersherum lässt sich nicht jedes Problem in einer Stunde lösen – was nichts mit mangelnder Kompetenz des Trainers zu tun hat.

Das Allerwichtigste ist, dass Sie sich im Training wohlfühlen und mit den Methoden konform gehen, die der Trainer anwendet. Wenn etwas gegen Ihre Vorstellungen ist: Machen Sie es nicht mit! Lösen Sie sich von der Vorstellung, ein Trainer wäre allwissend und Sie müssten sich auf etwas einlassen, das sie nicht wollen. Das Problem lässt sich sicherlich auch anders lösen!
Haben Sie das Gefühl, das Training schadet Ihrem Hund, brechen Sie es sofort ab. Mit einem falschen Ansatz (insbesondere z.B. mit Einschüchterung eines unsicheren Hundes) können Sie bereits in einer Stunde viel Vertrauen zerstören und mehr kaputt als richtig machen.
Achten Sie auf Ihr Bauchgefühl – und nicht auf die blumigen Worte eines Trainers!

Und selbst, wenn ein Training nicht unbedingt „gefährlich“ ist, Sie aber das Gefühl haben, dass es am „Thema vorbei“ ist: Sagen Sie es offen dem Trainer. Sie leben mit Ihrem Hund im Alltag – nicht der Trainer. Ein guter Trainer nimmt Ihre Anregung oder Kritik auf und versucht, das Training Ihren Bedürfnissen und Lebensumständen anzupassen.

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist: Leitet der Trainer Sie gut an, die Methoden selbst anzuwenden? Es bringt Ihnen im Alltag nichts, wenn der Trainer Übungen mit Ihrem Hund macht, aber Sie sie nicht selbst durchführen. Sie müssen die Techniken schließlich im Alltag anwenden, ohne, dass der Trainer neben Ihnen steht. Es ist gut, wenn der Trainer Ihnen demonstriert, wie Sie etwas machen sollen – aber danach sollten Sie es selbst durchführen.
Trainings, wo nur der „Professionelle“ mit dem Hund arbeitet (oder gar „Erziehungsurlaube“, in die man seinen Hund geben kann und wo er „trainiert“ wird, ohne Bezug zu Ihnen) bringen Ihnen im Alltag nichts.

Respekt
Ein Trainer sollte Ihnen mit Respekt begegnen und Sie dort abholen, wo Sie stehen. Herablassung, weil Sie etwas auf Anhieb nicht verstehen oder durchführen können, ist absolut fehl am Platz. Sie sollten sich aufgehoben und wertgeschätzt fühlen – denn Hundetraining sollte auch immer den Menschen mit einbeziehen.
Nur, wenn Sie sich wohlfühlen, kann ein Training erfolgreich sein.
Respekt sollte ein Trainer aber nicht nur Ihnen, sondern genauso Ihrem Hund entgegenbringen.

Nachbereitung
Ebenso wie bei einem kostenlosen telefonischen Vorgespräch sollte ein Trainer bereit sein, kleinere Rückfragen nach dem Training zu beantworten, ohne etwas dafür zu berechnen.

Resümee
Meine Ausführungen lassen sich eigentlich mit einem Satz zusammenfassen: Achten Sie auf Ihr Bauchgefühl! Lassen Sie sich nicht zu Dingen überreden, die sie nicht möchten. Sie haben die Verantwortung gegenüber Ihrem Hund, ihn zu schützen und das Beste für ihn (und sich selbst!) zu tun. Natürlich kann es passieren, dass ein Trainer am Telefon nette Worte findet, Sie sich überzeugen lassen, nur um dann im Training festzustellen, dass seine Arbeit nicht zu Ihnen passt. Das ist nicht schlimm. Haben Sie nur den Mut und brechen Sie es frühzeitig ab, damit es Ihnen und Ihrem Hund nicht schadet.

In diesem Sinne: Viel Erfolg bei der richtigen Trainerwahl und alles Gute!

Kategorie(n): Allgemein, Training

Was einen guten Anführer ausmacht…

…und warum es dafür Selbstbewusstsein braucht

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Was für Assoziationen schießen Ihnen in den Kopf, wenn Sie die Überschrift lesen?
Was macht einen guten Anführer aus?
Vielleicht, dass er seine Hunde kontrollieren kann? Sie ihm gehorchen? Seine Kommandos ausführen?

Nehmen wir diese Kriterien als Grundlage, einen guten Anführer zu definieren, denken wir zu kurzsichtig. Es geht nicht primär um das Ergebnis „gehorchender Hund“ – viel wichtiger ist der Weg dorthin.
Wann ist ein Hund bereit, seinem Menschen zu folgen?

Ich behaupte, es liegt nicht an den richtigen Leckerchen oder deutlich ausgesprochenen und vielfältig trainierten Kommandos.
Sie können einen Hund in einem gewissen Maße über Kommandos „kontrollieren“. Ihr Hund wird sich Ihnen aber, gerade in schwierigen Situationen, nur dann vertrauensvoll anschließen, wenn Sie mit sich selbst im Reinen sind; wissen, was Sie wollen und dieses souverän umsetzen.

Stellen Sie sich vor, Sie sind der Chef einer Firma, Ihr Hund ein Mitarbeiter.
Über Regeln und Erlasse können Sie kontrollieren, dass Ihr Mitarbeiter nichts tut, um der Firma zu schaden. Er wird vielleicht einen guten Job machen, weil er regelbewusst ist – oder sich vor Konsequenzen fürchtet. Er wird seine Pflichtarbeitszeit erledigen – und froh sein, wenn er nach Hause gehen kann.

Wann aber wird er nicht nur sein vorgegebenes Arbeitspensum erledigen, sondern all sein Herzblut in seine Arbeit stecken, aufgehen in seiner Tätigkeit?
Nur dann, wenn er sich mit seiner Arbeit identifiziert, weil sie ihm wichtig ist und weil er sie als sinnvoll ansieht.

Wann wird er, wenn ihn eine Aufgabe fordert, Hilfe bei seinem Vorgesetzten erfragen?
Nur, wenn er diesen als kompetent und souverän erlebt und sich gleichzeitig als Mitarbeiter wertgeschätzt fühlt.

Übertragen wir das Beispiel wieder auf die Mensch-Hund-Beziehung. Über konditionierte Kommandos wird ihr Hund Ihnen im Idealfall folgen, wenn Sie es verlangen (und ein Außenreiz nicht größer ist und als Filter wirkt). Teamaufgaben mit Freude erledigen, sich an Sie wenden, wenn er mit einer Situation überfordert ist, wird Ihr Hund sich nur dann, wenn er Sie als authentisch und kompetent erlebt, und sich von Ihnen wertgeschätzt fühlt.

Wann aber wird er Sie so erleben? Wodurch verkörpern Sie die genannten Eigenschaften? Und was hat das alles mit Selbstbewusstsein zu tun? Um der Antwort näher zu kommen, möchte ich im Folgenden die für mich zentralen Begriffe Kompetenz, Authentizität und Wertschätzung genauer beleuchten.

Kompetenz
Fangen wir mit Kompetenz an. Ich verstehe darunter, dass ein Hundehalter grundlegende Kenntnisse über hündische Kommunikation hat und diese anwenden kann. Das bedeutet für mich nicht, dass ein Halter wirklich alles über Hunde wissen muss. Genauso wenig, wie der Chef einer Firma alle Fragen seiner Angestellten ad hoc beantworten kann. Kompetenz fällt nicht einfach so vom Himmel. Sie wird durch Erfahrung erworben.

Es sind aber zwei Dinge entscheidend:
a) Egal, ob wir von Chef oder Hundehalter sprechen: Er sollte wissen, an wen er sich wenden oder um Hilfe bitten kann.
b) Er sollte bereit sein, dieses zu tun.

Es fällt vielen Menschen nicht leicht, Hilfe zu erfragen. Die Angst ist groß, als „unzulänglich“ angesehen zu werden. Hilfe von jemand anders zu erbitten bedeutet gleichzeitig, sich in Abhängigkeit zu begeben, und sei es auch nur von kurzer Dauer. Wer mit einem großen Selbstbewusstsein gesegnet ist, dem fällt es nicht schwer. Er ist mit sich selbst zufrieden und hat dementsprechend kein Problem damit, zuzugeben, dass auch er Schwächen hat. Schwierig ist es für die Menschen, die mit sich selbst nicht zufrieden sind, glauben, nur durch Leistung etwas wert zu sein. Für diese kann es eine große Überwindung darstellen, jemand anders um etwas zu bitten und sich und dem anderen damit einzugestehen, „unzulänglich“ zu sein.

Je mehr Sie aber bereit sind, nachzufragen und um Hilfe zu bitten, desto mehr lernen Sie über Ihren Hund und sich selbst. Das führt weiter dazu, dass Sie zunehmend souveräner mit Situationen umgehen können und ein breites Handlungsspektrum entwickeln.

Authentizität
Kommen wir zur Authentizität. Die ehrlichste Art und Weise, mit seinem Hund umzugehen, ist… ehrlich mit ihm zu sein.

Wenn wir uns über unseren Hund freuen, sollten wir ihm das zeigen. Dazu kann gehören, ein lautes „Juhuuuu“ zu rufen, wenn unser Hund es geschafft hat, sich vom reizenden Anblicks eines Artgenossen zu lösen und stattdessen in Windeseile zu uns gelaufen kommt.
Dazu darf auch gehören, sich dem Hund mit in die Hüften gestemmten Händen entgegen zu stellen, wenn er sich lange entfernt hat, Aufforderungssignale ignoriert hat und anschließend „angeschnöselt“ kommt.

Aber beides setzt ein bisschen Mut voraus. Solange wir allein mit unserem Hund sind, macht es uns vielleicht nichts aus, ausgelassen mit ihm zu spielen und uns dabei über den Boden zu kugeln. Aber sind erst einmal ein paar zufällige Zuschauer dabei, fangen schnell die Gedanken an zu arbeiten: „Was könnten die über mich denken? Finden die mich peinlich?“

Seinem Hund Grenzen zu setzen, z.B., weil er seinen Halter ignoriert hat und nun wieder ankommt, kann noch schwieriger sein, insbesondere, wenn man weiß, dass die anderen Anwesenden ausschließlich über Belohnung arbeiten. „Halten die mich für gewalttätig?“, mögen Sie vielleicht denken, während sie einen Schritt auf Ihren Hund zugehen und dieser dabei einen halben Satz nach hinten macht – ohne, dass Sie ihn berühren, nur, weil er spürt, dass Sie sauer sind.
Vielleicht sehen Sie die anderen Halter dann noch tuscheln, oder es schüttelt gar jemand den Kopf. Das auszuhalten, sich dabei sicher zu sein, das Richtige zu tun, ungeachtet dessen, was andere denken, bedarf Selbstbewusstsein.

Wertschätzung
Zu seinem Hund eine gute Beziehung zu haben, eine Ebene über das Ausführen von Befehlen hinaus, weiter zu gehen, setzt voraus, dass wir unseren Hund, mit seinen Stärken, aber auch mit seinen Schwächen wertschätzen.
Ich meine nicht, dass jedes Fehlverhalten toleriert werden muss. Aber wie jedes Individuum hat auch unser Hund Macken, die wir ihm nicht „ab-erziehen“ können. Im Idealfall auch nicht wollen, weil wir ihn so nehmen, wie er ist.

Ein anderes Wesen so anzunehmen, wie es ist, braucht Toleranz und Verständnis. Besonders schwer kann das fallen, wenn wir in einem anderen Menschen oder im eigenen Hund unsere eigenen „Schwächen“ erkennen…

Nur, wer dieses Verständnis für sich selbst aufbringen kann, um seine eigenen Schwächen weiß und sich selbst dennoch akzeptiert, kann dieses Verständnis auch für andere aufbringen. Dazu gehört auch, in der Öffentlichkeit zu seinem Hund zu stehen. Benimmt er sich vorbildlich, fällt dieses nicht schwer. Zur Herausforderung wird es, wenn wir Zuschauer haben, während unser Hund eine Ansage von uns ignoriert und „sein eigenes Ding“ macht; wenn er einem Hasen hinterher jagt oder einem anderen Hund. Wenn er im Dunklen einen Mann mit einem wehenden Mantel ausbellt oder den Briefträger anknurrt.

Vielleicht sehen wir uns noch einem ironischen oder kritischen Kommentar ausgesetzt. Lassen wir uns davon beeindrucken, kommen wir schnell ins Zweifeln. „Bin ich ein guter Hundehalter/ eine gute Hundehalterin?“
Erst, wenn ich mich davon lösen kann, mich selbst in Frage zu stellen, stattdessen zu denken „So ist er halt. Es ist nicht meine Schuld.“, oder: „So ist er, ich weiß woran es liegt und es ist OK für mich.“ können wir mit solchen Situationen souverän umgehen.

Beziehen wir „Fehlverhalten“ allzu schnell auf uns, erziehen wir an unserem Hund herum, obwohl wir selbst es sind, die Arbeit an unserer Persönlichkeit benötigen. Nicht, um perfekt zu werden, sondern um Toleranz für uns selbst zu entwickeln.

Resümee
Die ausgeführten Eigenschaften müssen natürlich nicht die Voraussetzung sein, einen Hund zu haben. Sie müssen sie auch nicht alle nur für Ihren Hund mitbringen oder entwickeln.
Von den Erfolgen profitieren Sie auch in anderen Bereichen Ihres Lebens; sei es im Beruf- oder im Privatleben. Anderen und sich selbst Schwächen zuzugestehen und sich selbst dennoch (oder gerade deswegen!) zu mögen; authentisch sein zu können und kompetent zu agieren – oder um Hilfe zu fragen, wenn Sie selbst nicht weiter wissen; das sind Eigenschaften, die Ihnen in vielen Bereichen Lebensqualität verschaffen.

Zum anderen haben Sie auf dem Weg zu ihren Zielen einen Begleiter: Ihren Hund.
Nicht nur, dass er ein großer Motivator ist, indem er den Grund für Sie gibt, sich zu ändern. (Und damit allein spielt er schon eine wirklich wichtige Rolle!)
Er ist dabei auch stets an Ihrer Seite. Es gibt kaum einen ehrlichen Feedback-Geber. Er wird Ihnen spiegeln, wann Sie wirklich authentisch sind – und wann Sie sich anders verhalten als das, wie Sie sich gerade fühlen. Ihre Wertschätzung wird er Ihnen freudig danken – und Sie Ihnen ebenso zurückgeben. Ihre Kompetenz, ein vielfältiges Handlungsspektrum, wird dazu führen, dass Sie Ihren Hund besser verstehen und auf unterschiedliche Situationen passend reagieren können – und sie so noch einmal eine besonders tiefe Beziehung mit Ihrem Hund eingehen können.

Bei all dem sind Sie nicht allein. Ihr Hund ist Ihnen Freund, Coach und Spiegel Ihres Selbst.
Ich finde, es gibt kaum bessere Voraussetzungen. Also, haben Sie Mut den ersten Schritt zu gehen. Es gibt nichts zu verlieren – aber viel zu gewinnen.

Kategorie(n): Allgemein, Führung, Training

Schneehund vs. Wintermuffel: Oder: Wie lange muss ein Hund im Winter raus?

Schnee ist herrlich. Finden Kinder, wenn sie Schlitten fahren können. Oder Erwachsene, wenn sie am Wochenende durch eine weiße Landschaft spazieren gehen.
Auch einige Hunde sind regelrecht verrückt, wenn sie durch Schnee rennen, in ihn beißen und ihn schütteln, um festzustellen, dass die weiße Masse sich plötzlich auflöst. Oder ihre Nase in Schneehügel stecken, weil alle Spuren noch spannender riechen als sonst.

Aber es gibt genug Hunde, die alles andere als begeistert sind, wenn sie an einem kalten Tag raus müssen.
Grund genug, sich mit der Frage zu beschäftigen: Wie lange muss ein Hund im Winter Gassi geführt werden?

Wie so oft gibt es keine Pauschalantwort. Es spricht nichts dagegen, mit Schnee-begeisterten Vierbeinern lange Spaziergänge zu unternehmen. So lange sie in Bewegung sind und nicht auskühlen, sowie vermieden wird, dass sie sich im noch nicht aufgewärmten Zustand (z.B. durch hohe Sprünge) etwas zerren, steht dem gemeinsamen Spaß nichts im Wege.

Doch nicht alle Fellnasen sind angetan von der kalten Jahreszeit. Besonders solche Hunde, die wenig Unterwolle besitzen und so von Natur aus schlecht gegen kalte Temperaturen geschützt sind, sehen einem Spaziergang nicht freudig entgegen. Ein Mantel kann Abhilfe schaffen – so lange er gut sitzt und den Hund nicht zu sehr in seiner Bewegungsfreiheit einschränkt. Und selbst dann stellt sich die Winter-Begeisterung nicht automatisch ein… Vielleicht, weil das Mäntelchen doch zwackt und scheuert, weil der Wind unangenehm um die Ohren saust oder das Streusalz an den Pfoten brennt.

Ich selbst habe ein kleines Exemplar zuhause, dass trotz russischer Abstammung den Winter am liebsten verschlafen möchte. Kommt er sonst freudig zu mir, wenn er sein Halsband klimpern hört, versteckt er sich momentan in der hintersten Ecke, wenn ich mich für den Spaziergang bereit mache. (Im Gegensatz zu seinem spanischen Kollegen, der Hitze meidet und Schnee liebt – was für eine verkehrte Welt! Smilie: ;) ) Kein gutes Zureden, kein strenges Wort können mein „Kleinteil“ überzeugen, aus seiner Kuschelhöhle herauszukommen. Nur liebevolles, aber konsequentes „Hinausbefördern“ bringt ihn überhaupt vor die Tür.
Draußen hinkt er auf drei Beinen hinter mir her, um wenigstens ein Pfötchen trocken zu halten – und er bricht in herzerweichendes Jaulen aus, sobald er in Streusalz tritt.

„Ein Hund braucht draußen Bewegung – bei Wind und Wetter!“ – so lauten einige Meinungen. Aber: Ist das wirklich so? Und: Wer legt fest, dass es so sein muss?

Ich behaupte: Der einzige, der festlegt, dass – oder ob! – es so sein muss, ist der Hund mit seinen Bedürfnissen. Diese können Sie am besten einschätzen – und mit Ihren abgleichen.

Ein Hund muss nicht, wenn er sich draußen quält, stundenlang spazieren gehen. Es reicht vorübergehend (z.B. in den ärgsten Winterwochen), mit ihm kurze Runden zu gehen, so dass er sich lösen und ein wenig „Zeitung lesen“ kann. Gesundheitlich ist es gerade für Hunde, die wenig Fell haben, bedenkenloser, mehrere kurze Runden zu drehen als eine lange.
Ein Hund braucht zwar Bewegung, aber nicht jederzeit gleich viel. Auch wenn viele Menschen glauben, ihrem Hund mit langen Spaziergängen etwas Gutes zu tun, so muss dieses nicht gleichermaßen zu allen Jahreszeiten – und im Übrigen auch nicht gleichermaßen an jedem Tag – stimmen. Könnte Ihr Wintermuffel reden und gäben Sie ihm die Wahl, so würde er sich sicherlich bis zum Beginn milderer Temperaturen dafür entscheiden, die große Runde gegen eine oder zwei kleinere auszutauschen.

Ihrem Hund können Sie auch in anderer Form gerecht werden. Denn natürlich sollte ein Spaziergang nicht ersatzlos gestrichten werden – Ihre Fellnase ist sicherlich dankbar dafür, wenn sie in anderer Form „bespaßt“ wird, z.B. im Haus:
Das „Programm“ kann von Zerrspielen über Leckerchen suchen bis Clickern gehen; denn: auch Nasen- und Kopfarbeit lastet aus! (Und wie!)
Oft reichen kurze Spiel- oder Trainingseinheiten, um den hündischen Bedürfnissen gerecht zu werden. Die Länge der Beschäftigung im Haus muss also nicht äquivalent zur Länge eines Spaziergangs draußen sein.

Um es deutlich zu machen: Ich plädiere nicht dafür, generell mit Hunden im Winter nicht vor die Tür zu gehen. Sind Sie und Ihr Hund gleichermaßen Fan von kalten Temperaturen – hervorragend! Auch bin ich nicht der Meinung, ein Hund könne ein Katzenklo benutzen und müsse gar nicht vor die Tür (Ja, das gibt es tatsächlich.).
Ich bin der Meinung, wie bei allen Belangen, sollte das Augemerk auf Bedürfnisse von Halter und Hund liegen. Mal kann das des einen überwiegen – indem ein menschlicher Schnee-Fan seinen Hund zu einer großen Runde mitnimmt, auch wenn dieser nicht angetan ist – mal das des anderen, indem der Vierbeiner zuhause bleibt, während sein Mensch mit einem Freund oder einer Freundin einen langen Spaziergang macht.

Stimmen beide überein: Gut für Sie!
Und damit viel Spaß auf einer langen Runde durch’s Winter-Wunderland – oder eben kuschelnd auf der Couch. Smilie: :)

Kategorie(n): Allgemein

Irrtum 7: Was der kann, muss meiner auch können!

Irrtum:
Kennen Sie das? Sie schauen neidvoll zu anderen Hundehaltern, deren Hunde förmlich an ihnen kleben, ganz egal, was um sie herum passiert? Diese Hunde stürmen nicht sofort los, wenn sie einen Artgenossen sehen. Sie himmeln Ihren Halter förmlich an – während dieser vielleicht sogar kaum etwas dafür tut. Sie lassen sich mit einem „Stop“ mitten bei der Kaninchenjagd abrufen – oder würdigen die Kaninchen nicht einmal eines Blickes.
In Ihnen kommt der große Wunsch auf, dass Ihr Hund sich ebenso verhält. Sie denken sich: „Was der kann, muss meiner auch können.“

Richtigstellung:
Ich kenne die oben geschilderten Situationen nur zu gut. Aus eigener Erfahrung – und aus Erfahrungen mit Kunden. Man selbst gibt sich alle Mühe, spannend für den eigenen Hund zu sein, ihn souverän zu führen – und dennoch hakt es immer wieder in gewissen Momenten. Manchmal eben mehr, manchmal weniger.
„Warum nur klappt es bei den anderen – und bei mir nicht?“, ist die Frage, die schnell aufkommt.

Die Antwort liegt eigentlich auf der Hand: Weil jedes Mensch-Hund-Team anders ist.
Angefangen bei verschiedenen Hunderassen, welche unterschiedliche Veranlagungen mitbringen. Nicht jede Hunderasse wurde zum Apportieren gezüchtet. Nicht jede Hunderasse ist „triebstark“. Nicht jede Hunderasse hat einen hohen „Will to please“, also den Willen, seinem Menschen besonders zu gefallen.
Selbst, wenn Sie sich einen Hund einer dieser Rassen angeschafft haben, haben Sie keine Garantie dafür, dass Ihr Hund die gewünschten Charaktereigenschaften mitbringt – auch, wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist.
Das heißt, der erste Schritt liegt darin, zu akzeptieren, dass ein Hund ein Individuum ist, das bestimmte Fähigkeiten, aber auch gewisse „Schwächen“ mitbringt.

Und der zweite Schritt?
Dieser liegt darin, zu akzeptieren…. dass auch Sie ein Individuum sind, das bestimmte Fähigkeiten, aber auch gewisse „Schwächen“ mitbringt. Smilie: ;)
Sprechen wir über die Beziehung mit Ihrem Hund, dann ist es von Vorteil, wenn die Eigenschaften Ihres Hundes und Ihre zusammenpassen (sie müssen nicht immer identisch sein…aber dazu an anderer Stelle mehr!).
Haben Sie zum Beispiel einen jungen, dynamischen Hund, der für sein Leben gerne spielt, rauft und zerrt, ist es gut, wenn Sie selbst sich gern bewegen und in körperlich guter Konstitution sind. Haben Sie einen Hund, der geistig gefordert werden möchte, dem es nicht nur reicht, „nebenher“ zu laufen, ist es schön, wenn sie selbst Spaß daran haben, neue Beschäftigungsmöglichkeiten für Ihren Hund zu entwickeln. Und umgekehrt – verbringen Sie gern Zeit an der frischen Luft und gehen Sie z.B. gern Joggen, ist ein Hund wie der Basset vielleicht nicht der ideale Begleiter für Sie. Smilie: ;)

Es kommt somit auf das Zusammenspiel von den Fähigkeiten und Interessen an, die der Hund mitbringt – und der Art, wie Sie damit umgehen und diese fördern. Ein Kind, das aus einer Familie von Musikern stammt, wird nicht ein Virtuose auf der Geige, wenn es keine Geigenstunden, aber dafür Fußballtraining bekommt. Andersherum wird es vielleicht auch kein großartiger Fußballspieler, wenn es daran keinen Spaß hat.

Zurück zu den „Fell“beispielen: Es gibt Hunde, die kein besonderes Interesse an anderen Hunden haben. Diese können nicht der Maßstab sein, an dem Sie Ihren unkastrierten Rüden messen, wenn eine attraktive Dame vorbeispaziert. Smilie: ;)

Ein Hund, der nur aus Langeweile mal einem Hasen hinterher läuft und sich jederzeit stoppen lässt, ist kein Vergleich mit einem passionierten Jäger, der bereits mehrmaligen Jagderfolg hatte.

Ein Straßenhund, der jahrelang für seine eigene Existenz gesorgt hat, wird häufig nicht so eng an Ihnen kleben wie ein Border Collie, den Sie mit acht Wochen vom Züchter geholt haben.
Möglicherweise haben auch Sie keine Lust daran, mit Ihrem Hund intensiv zu spielen (was natürlich schade wäre – dennochSmilie: :) Auch so kann es dazu kommen, dass Ihr Hund nicht an Ihnen klebt, wenn Sie ein Spielzeug aus der Tasche holen.

All das sind Beispiele, die ich anführe, um Ihnen eins zu verdeutlichen: Wie man in Köln so schön sagt: „Jeder Jeck ist anders.“ Dieses dürfen Sie auf Menschen, wie auf Hunde übertragen (Auch außerhalb Kölns Smilie: ;)).

Lösen Sie sich von direkten Vergleichen mit anderen Hunden und anderen Mensch-Hund-Teams- das kann oft frustrierend sein.
Ihre Frustration überträgt sich auf Ihren Hund – und fördert nicht, sondern schadet Ihrer Beziehung nur. Finden Sie stattdessen heraus, an was Ihr Hund Interesse hat, wo er u.U. besondere Fähigkeiten hat – gleichen Sie es mit Ihren Interessen ab und nutzen Sie dieses Wissen für gemeinsame Aktivitäten. Finden Sie heraus, was Sie als Team besonders gern zusammen machen – das ist mehr wert als jeder Vergleich. Es geht nicht darum, „Klassenbeste“ zu werden, sondern ein möglich entspanntes und harmonisches Leben mit Ihrem Vierbeiner zu haben.

Und vergessen Sie nicht: Was Sie wahrnehmen, wenn Sie andere Mensch-Hund-Teams beobachten, sind Momentaufnahmen. Versuchen Sie sich vorzustellen, dass der scheinbar gut abrufbare Hund 1 von 10 Malen auf sein Frauchen reagiert – und dieses eine Mal erleben Sie. Vielleicht jagt der Hund, der nicht sofort zu anderen Hunden stürmt, Joggern hinterher – oder kommt nicht mit Kindern zurecht.
Sie sehen – kein Mensch-Hund-Gespann ist perfekt. Behalten Sie das im Hinterkopf, wenn das nächste Mal ein wenig Neid in Ihnen aufkommt. Smilie: ;)

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