Warum Leinenführigkeit viel mehr bedeutet, als dass der Hund nicht an der Leine zieht.

Früher hielt ich Leinenführigkeit für völlig überbewertet. Natürlich habe ich gedacht, dass es komfortabler ist, wenn ein Hund nicht zieht – aber als Ersthundehalterin eines 4-Kilo-Hundes erschloss sich mir dennoch nicht ganz die Relevanz des Themas – maximal dann, wenn die Kräfteverhältnisse von Hund und Halter nicht zusammenpassten.
Meine Einstellung dazu hat sich grundlegend geändert. Inzwischen halte ich Leinenführigkeit für ein sehr zentrales Thema – und das sowohl bei vier, als auch 40 Kilo Hund.
Genau genommen halte ich Leinenführigkeit für eins der Ursprungsthemen, wenn man problematisches Verhalten bearbeiten will.
Ich behaupte z.B., dass man nicht anfangen sollte, den Hund von spannenden Reizen abrufen zu wollen, so lange der Hund nicht leinenführig ist. Zwar kann man es versuchen, allerdings ist es u.U. nicht sonderlich erfolgsversprechend.
Aber was hat der Offline-Modus mit dem Spaziergang an der Leine zu tun?
Bei allen Themen, die ein Hund mitbringt und den Halter stören, sollte man sich fragen, wo der Anfang liegt. Und dieser findet sich oft beim Rausgehen (wenn nicht bereits im Häuslichen – aber das ist ein anderes Thema).
Bei den ersten Metern auf einem Spaziergang, die ja häufig an der Leine erfolgen, zeigt sich schon, welche Ausrichtung und Erwartungshaltung ein Hund hat. Ist er nur nach vorn ausgerichtet, hängt die Nase auf dem Boden, bestimmt der Hund das Tempo und u.U. auch die Richtung? Oder hat er seinen Halter im Blick, passt sein Tempo an und richtet seine Aufmerksamkeit auf seinen Menschen?
Für den weiteren Spaziergang macht es nämlich einen großen Unterschied, ob der Hund ein Konzept davon hat, dass das Rausgehen mit seinem Halter ein gemeinsames Happening ist, oder ob der Hund sich seine Beschäftigung allein sucht, der Mensch halt gerade zufällig auch dabei ist und ihm maximal bei der „Revierkontrolle“ den Rücken freihalten „darf“…
Leinenführigkeit ist die Basis von Orientierung – und daher ist es so wichtig, daran zu arbeiten.
Habe ich einen Hund, der weiß, dass ich der grundsätzlich führende Part bin, der ihm Orientierung gibt, erübrigen sich viele problematische Verhaltensweisen – übrigens gerade auch im Bereich „Angst und Unsicherheit“.
Natürlich gibt es Hunde, die nur deswegen ziehen, weil man ihnen noch nicht (auf eine für sie verständliche Art und Weise) gesagt hat, dass sie es nicht tun sollen.
Wenn ein Hund allerdings beim Abklinken der Leine bereits seine Ohren auf Durchzug stellt und auf 15 Meter Entfernung nicht mehr abrufbar ist, sollte ich einige Schritte zurück, wieder in den Nahbereich gehen. Denn nicht zuletzt erkennt man an der Leinenführigkeit, wer wen bewegt.

Johanna Peters, www.miteinanderlernen.de

Darf mit Quellenangabe gern geteilt werden.

Kategorie(n): Allgemein, Führung

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