Wie finde ich den passenden Hundetrainer? – Ein Leitfaden

Hundetrainer schießen wie Pilze (ich möchte nicht sagen: Unkraut Smilie: ;) ) aus dem Boden. Aber Hundetrainer ist nicht gleich Hundetrainer. Deswegen möchte ich Ihnen einen kleinen Leitfaden mit ein paar wichtigen Kriterien an die Hand geben, wie Sie den für sich und Ihren Hund richtigen Trainer finden.

Der Begriff „Hundetrainer“
Die Bezeichnung „Hundetrainer“ ist nicht geschützt. Jeder, der glaubt, er hätte genug Kompetenzen, kann sich die Berufsbezeichnung selbst geben. Somit versammeln sich unter dem Namen allerlei Menschen mit verschiedenen Denkweisen, Trainingsansätzen, Schwerpunkten und Kompetenzen.

Neben der Bezeichnung „Hundetrainer“ finden sich auch Bezeichnungen wie „Hundepsychologe“, „Hunde-Coach“, „Coach für Mensch/Hund-Teams“ und zahlreiche mehr. Anhand der Bezeichnung lässt sich manchmal schon ableiten, worauf der Fokus eines Trainers liegt.

Gute Hundepsychologen z.B. werden Ihnen sagen, warum Ihr Hund ein bestimmtes Verhalten zeigt, also nicht nur am Symptom arbeiten, sondern auf die Ursache schauen. Ein Coach für Mensch/Hund-Teams wird nicht nur den Hund trainieren, sondern immer auch den dazugehörigen Menschen im Blick haben.
Aber Bezeichnungen sind blumig und sagen allein nicht genug aus. Ein Blick auf die Homepage eines Trainers sagt Ihnen oft mehr.

Die Homepage
Eine Homepage kann bereits einiges über die Philosophie eines Hundetrainers sagen.
Nicht jeder Trainer ist selbst Gestaltungs-Fachmann oder hat einen solchen beauftragt, seine Seite zu machen. Dennoch sollte die Gestaltung der Homepage Sie ansprechen.

Wichtiger als das Layout ist jedoch, dass die Website Informationen bietet, zum Beispiel zur Arbeitsweise eines Trainers.
Achten Sie darauf, was für ein Ansatz hinter der Arbeit steckt und ob dieser zu Ihnen und Ihrem Hund passt. Einige Trainer arbeiten schwerpunktmäßig über positive Verstärkung in Form von Futter. Andere glauben, ein Hund müsse vor allem „parieren“ und funktionieren (Was eine Andeutung sein könnte, dass diese Trainer auch bereit sind, Strafen (in Form vom Einsatz von Hilfsmitteln) einzusetzen. Wieder andere (wie auch ich) arbeiten körpersprachlich.
Die Liste ist endlos – oft werden auch verschiedene Trainingsansätze kombiniert.

Im Idealfall finden Sie mehrere Artikel zur Arbeits- bzw. Denkweise eines Trainers. Wenn Sie diese lesen und sich und Ihren Hund in ihnen wiederfinden, ist das ein gutes Kriterium, dass dieser Trainer zu Ihnen passen könnte.

Kosten
Die Bandbreite der Stundensätze, die Trainer nehmen, ist groß. Aber Vorsicht: Wie bei allem gilt: Billig ist nicht unbedingt gut. Ein guter Trainer bildet sich regelmäßig fort; er hat Werbekosten, zahlt Steuern usw. Die Kosten muss er natürlich durch seine Arbeit wieder einholen. Wenn Sie für ein Einzeltraining also nur 20 Euro pro Stunde bezahlen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Sie auch nur etwas bekommen, das 20 Euro wert ist.
Sehr günstige Preise können auch darauf hindeuten, dass Sie viele Stunden benötigen, um ein Problem in den Griff zu bekommen. Es kann sinnvoll sein, einen etwas teureren Hundetrainer auszusuchen, um so nicht nur einen kompetenten Menschen an seiner Seite zu haben, sondern auch, weil das Training im Idealfall darauf ausgerichtet ist, schnelle Hilfe zu bieten.

Andersherum: Nur, weil jemand einen horrend hohen Stundenlohn nimmt, ist er nicht automatisch besonders kompetent. Achten Sie deswegen noch einmal besonders auf die Qualifikationen, die ein Trainer mitbringt.

 Angebote
Was für eine Angebotspalette bietet der Trainer an? Passt sie zu Ihnen?
Lesen Sie aus den Informationen auf der Website heraus, dass ein Trainer sich auf den Bereich Spiel oder Beschäftigung spezialisiert hat, wird er z.B. nicht unbedingt der richtige Ansprechpartner sein, wenn Ihr Hund eine Artgenossenaggression mitbringt.

Bietet ein Trainer nur Gruppenstunden an oder auch Einzeltrainings?
Gruppenstunden können, wenn sie gut strukturiert und durchgeführt werden, sinnvoll sein, um ein bestimmtes Grundwissen zu vermitteln. Bringt Ihr Hund allerdings ein ernstzunehmendes Verhaltensproblem mit, wird es nötig sein, dieses in einem Einzeltraining zu bearbeiten. Somit haben Sie wenig davon, wenn ein Trainer nur Gruppenkurse anbietet.

Gerade für ein Einzeltraining sollte der Trainer bereit sein, einen Termin auch außerhalb seines Platzes durchzuführen. Probleme des Hundes, die sich im Alltag zeigen, sollten in realitätsnahen Situationen trainiert werden. Reine Arbeit auf einem Platz führt schnell zum so genannten „Trainingsplatz-Phänomen“: Auf dem Platz funktioniert alles wunderbar, aber sobald Mensch und Hund wieder in den Alltag übergehen, tritt das alte Problem wieder auf. (Dieses liegt daran, dass der Hund das Training mit dem Platz verknüpft – und Abläufe dort konditioniert werden. Da diese Konditionierung ortsgebunden ist, lässt sie sich nicht in den Alltag integrieren.)

Nach Sichtung der Homepage
Sie haben die Homepage studiert und sind vom ersten Eindruck angetan. Also nehmen Sie das Telefon zur Hand und rufen den Trainer an. Vielleicht möchten Sie direkt einen Termin vereinbaren, oder Sie haben noch offene Fragen. Ein guter Trainer sollte ein kostenloses Vorgespräch per Telefon anbieten, in dem er bereit ist, Fragen zu seiner Arbeit zu beantworten, sowie über den Ist-Zustand bei einem Problem und über mögliche Trainingsansätze zu sprechen. Wenn Sie merken, dass ein Trainer dazu nicht bereit ist, oder gar etwas dafür berechnet, lassen Sie die Finger davon! Natürlich wird kein Trainer Ihnen kostenlos eine Lösung präsentieren. (Von irgend etwas müssen wir ja auch leben Smilie: ;) ) Aber zumindest sollte er Ihnen schildern, wie ein erstes Training aussehen könnte. Vor allem sollte er sich Zeit für Sie, Ihre Sorgen und Fragen nehmen.

Das Training
Es lässt sich schwer skizzieren, wie ein Training zum ersten Mal ablaufen sollte, damit es erfolgreich ist. Im Idealfall sehen Sie natürlich Fortschritte (sofern Ihr Hund ein Problem mitgebracht hat). Andersherum lässt sich nicht jedes Problem in einer Stunde lösen – was nichts mit mangelnder Kompetenz des Trainers zu tun hat.

Das Allerwichtigste ist, dass Sie sich im Training wohlfühlen und mit den Methoden konform gehen, die der Trainer anwendet. Wenn etwas gegen Ihre Vorstellungen ist: Machen Sie es nicht mit! Lösen Sie sich von der Vorstellung, ein Trainer wäre allwissend und Sie müssten sich auf etwas einlassen, das sie nicht wollen. Das Problem lässt sich sicherlich auch anders lösen!
Haben Sie das Gefühl, das Training schadet Ihrem Hund, brechen Sie es sofort ab. Mit einem falschen Ansatz (insbesondere z.B. mit Einschüchterung eines unsicheren Hundes) können Sie bereits in einer Stunde viel Vertrauen zerstören und mehr kaputt als richtig machen.
Achten Sie auf Ihr Bauchgefühl – und nicht auf die blumigen Worte eines Trainers!

Und selbst, wenn ein Training nicht unbedingt „gefährlich“ ist, Sie aber das Gefühl haben, dass es am „Thema vorbei“ ist: Sagen Sie es offen dem Trainer. Sie leben mit Ihrem Hund im Alltag – nicht der Trainer. Ein guter Trainer nimmt Ihre Anregung oder Kritik auf und versucht, das Training Ihren Bedürfnissen und Lebensumständen anzupassen.

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist: Leitet der Trainer Sie gut an, die Methoden selbst anzuwenden? Es bringt Ihnen im Alltag nichts, wenn der Trainer Übungen mit Ihrem Hund macht, aber Sie sie nicht selbst durchführen. Sie müssen die Techniken schließlich im Alltag anwenden, ohne, dass der Trainer neben Ihnen steht. Es ist gut, wenn der Trainer Ihnen demonstriert, wie Sie etwas machen sollen – aber danach sollten Sie es selbst durchführen.
Trainings, wo nur der „Professionelle“ mit dem Hund arbeitet (oder gar „Erziehungsurlaube“, in die man seinen Hund geben kann und wo er „trainiert“ wird, ohne Bezug zu Ihnen) bringen Ihnen im Alltag nichts.

Respekt
Ein Trainer sollte Ihnen mit Respekt begegnen und Sie dort abholen, wo Sie stehen. Herablassung, weil Sie etwas auf Anhieb nicht verstehen oder durchführen können, ist absolut fehl am Platz. Sie sollten sich aufgehoben und wertgeschätzt fühlen – denn Hundetraining sollte auch immer den Menschen mit einbeziehen.
Nur, wenn Sie sich wohlfühlen, kann ein Training erfolgreich sein.
Respekt sollte ein Trainer aber nicht nur Ihnen, sondern genauso Ihrem Hund entgegenbringen.

Nachbereitung
Ebenso wie bei einem kostenlosen telefonischen Vorgespräch sollte ein Trainer bereit sein, kleinere Rückfragen nach dem Training zu beantworten, ohne etwas dafür zu berechnen.

Resümee
Meine Ausführungen lassen sich eigentlich mit einem Satz zusammenfassen: Achten Sie auf Ihr Bauchgefühl! Lassen Sie sich nicht zu Dingen überreden, die sie nicht möchten. Sie haben die Verantwortung gegenüber Ihrem Hund, ihn zu schützen und das Beste für ihn (und sich selbst!) zu tun. Natürlich kann es passieren, dass ein Trainer am Telefon nette Worte findet, Sie sich überzeugen lassen, nur um dann im Training festzustellen, dass seine Arbeit nicht zu Ihnen passt. Das ist nicht schlimm. Haben Sie nur den Mut und brechen Sie es frühzeitig ab, damit es Ihnen und Ihrem Hund nicht schadet.

In diesem Sinne: Viel Erfolg bei der richtigen Trainerwahl und alles Gute!

Kategorie(n): Allgemein, Training

Eine Antwort auf Wie finde ich den passenden Hundetrainer? – Ein Leitfaden

  1. Danke Johanna, dieser Artikel ist SEHR hilfreich!
    Auch im Nachhinein!
    Viele Grüße
    Martina Ackermann

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