…oder:
Warum man zu seinem Hund auch mal „Bitte“ sagen sollte.
Ja, ich gebe es zu: Ich sage zu meinen Hunden manchmal „Bitte“ und „Danke“: Wuselt Cookie mir zu sehr um die Füße herum, sage ich zum Beispiel zu ihm: „Leg Dich bitte mal ab.“ Tut er es, sage ich: „Danke.“ Bleibt er stattdessen stehen und guckt mich zweifelnd an, setze ich vielleicht sogar noch ein „Bitte.“ hinterher. Seltsamerweise reagiert Cookie auch noch.
Ist das verrückt? Bin ich eine schlechte Anführerin, weil ich meinen Hund bitte, etwas zu tun, statt ihm ein Kommando zu geben? Wird mein Hund mich bald „dominieren“, weil er mich nicht mehr ernst nimmt?
Ich behaupte: Nein.
Wenn ich mich mit einer höflichen Ansprache an meine Hunde wende, tue ich das nicht primär, weil mein Hund dieses zu schätzen weiß. Ich könnte auch freundlich „Staubsauger“ sagen und mich in einer bestimmten Art und Weise nach vorn beugen oder mit dem Finger auf den Boden zeigen und mein Hund würde sich hinlegen. Er reagiert auf meine Gestik, meine Körperhaltung, meine Energie – oder eben auf ein bestimmtes Schlüsselwort, das in der Aussage steckt.
Ich nutze diese oder eine ähnliche Wortwahl vor allem für mich selbst. Ich mache mir damit immer wieder bewusst, dass ich vor mir einen Beziehungs- und Kommunikationspartner habe. Ich drücke damit Wertschätzung für das Wesen aus, mit dem ich zusammenlebe und das bereit ist, dem zu folgen, was ich sage. Mir zu folgen.
Vielleicht fragen Sie sich, was an dieser Form der Kommunikation sprachfrei ist. Sprachfrei arbeite ich im Bereich der Führung, dort, wo es wirklich auf etwas ankommt, ich den Hund also z.B. ernsthaft in seinem Raum einschränken will. Geht es mir nur darum, einen Hund zum Ablegen zu bewegen, weil er mir zu unruhig ist oder im Weg steht, kann ich somit eine freundliche Ansprache wählen. Ich mache mir damit nicht den Respekt, den ich mir im Bereich der Führung erarbeite, kaputt. Reagiert mein Hund partout nicht auf ruhige Ansprache, bin ich natürlich flexibel, Elemente aus dem Bereich der Führung hinzuzunehmen (z.B. räumliche Einschränkung durch ruhiges, aber konsequentes Schieben auf den Platz), um meiner Bitte Nachdruck zu verleihen.
Natürlich komme ich zum selben Ergebnis, wenn ich „Platz“ sage und der Hund legt sich hin. Vielleicht klappt es sogar schneller, wenn ich nicht „drumherum rede“.
Ich finde es aber netter, in Situationen, wo es nicht auf das korrekte, zügige Ausführen eines Kommandos geht, den Hund freundlich anzusprechen. Oder eben eine Bitte zu formulieren. Ich muss keinen „Stress machen“, wenn es gerade um so wenig geht. (Befinden wir uns an einer Hauptstraße und mein Rudel will schon einmal vorspringen, lege ich übrigens nicht mehr viel Wert auf Höflichkeit. )
Damit mache ich mich nicht „klein“ oder überlasse es dem Hund, es zu befolgen oder nicht. Ich weiß, dass ich meinen „Willen“ durchsetzen könnte – und Cookie weiß es auch. Aus diesem Grund stellt keiner von uns beiden die Grundpfeiler unserer Beziehung in Frage.
Und nicht, dass es wirklich wichtig wäre, aber: Es beeindruckt doch immer wieder Außenstehende,wenn sie sehen, dass ein Hund auf ruhig ausgesprochene, komplette Sätze reagiert – so als würde er jedes Wort verstehen. Ich nutze den Effekt besonders gern in der Schule, um meinen SchülerInnen zu zeigen, dass auch höfliche Kommunikation zum Ziel führt.
Ich verspreche Ihnen: Es macht Spaß, so mit seinem Hund zu reden und zu sehen, dass er reagiert. Es ist schön, den Hund nicht nur auf Reiz-Reaktion zu reduzieren, sondern ihn als Kommunikationspartner zu erleben und ernstzunehmen. Damit profitiert Ihr Hund letztendlich auch davon, dass Sie diese Form der Ansprache wählen. Weil Sie ihm ein stückweit das Bild, das Sie von ihm haben, transportieren. Probieren Sie es aus.
Und bitte: Berichten Sie davon. Danke.